5 Gedanken, die du hast, wenn du Auswanderst

by Kathi Daniela

So eine große Sache endlich öffentlich zu machen ist Stress und Erleichterung gleichermaßen. Denn auf der einen Seite hasse ich nichts mehr, als Geheimnisse und Unklarheiten zu haben. Aber auf der anderen Seite geht es dann erst richtig los. Denn dazu, dass ich Deutschland verlassen möchte, hat jeder seinen Senf beizusteuern. Und auch mir ist die ein oder andere Erkenntnis gekommen, während ich Zeit mit dem Kampf ums Visum vertue und eigentlich langsam nur noch los will. In den vergangenen Monaten hatte ich deshalb genug Zeit, festzustellen, dass sich manche Gefühle und Situationen häufen, wenn man vorhat, dauerhaft seine Koffer zu packen.

Gefühle und Gedanken, die du hast, wenn du auswanderst

"Ich habe nicht mehr genug Zeit!"

The struggle is real. Bis zum Umzugstag habe ich noch ein Vierteljahr, aber das brauche ich auch dringend. Wohnung ausräumen, Möbel verkaufen, Familie besuchen, Freunde treffen… Ich weiß gar nicht, wie ich alles noch unter einen Hut kriegen soll.

Denn Sachen auf eBay-Kleinanzeigen, dem Facebook Marketplace oder Kleiderkreisel zu verkaufen, klingt erst einmal leicht, ist aber tatsächlich viel zeitaufwendiger als gedacht.

Und dann sind da auch noch die Freunde mit denen ich noch möglichst viel Zeit verbringen möchte, bevor wir auf Facetime umsteigen müssen – was mich jetzt schon zum Heulen bringt, wenn ich nur daran denke. Was ich außerdem gleich gelernt habe: Allen anderen – die, die nur neugierig sind, sich aber niemals gemeldet hätten, hätten sie jetzt nicht gesehen, was bei mir ansteht – höflich aber bestimmt ein Treffen abzusagen. So bleibt mir mehr Zeit für die wichtigsten Menschen in meinem Leben.

"Was fehlt euch denn jetzt schon wieder?"

Jeder, der schon einmal ein Visum beantragen musste, weiß, dass jegliche Art von Einwanderungs- oder Ausländerbehörde der wahre Endgegner eines Expats ist!

Und gerade die südafrikanischen Behörden arbeiten mit einer Langsamkeit und einem Bürokratie-Wust, der die deutsche Ämterlandschaft ganz heimelig aussehen lässt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass man beim Visumsantrag eigentlich das Gefühl bekommt, sie würden ihn von vornherein schon viel lieber ablehnen.

Denn wenn ich endlich glaube, alle Dokumente zusammen zu haben, werde ich ganz sicher damit überrascht, dass Formular 2.62D fehlt – ohne das selbstverständlich gar nichts geht.

"So schlecht ist es hier doch gar nicht, oder ?"

Schau wie schön die Magnolien blühen, nächsten Frühling siehst du das nicht mehr! Oder: Guck, wie lieb dein Pferd dich heute wieder anschaut. Du weißt, dass du es schrecklich vermissen wirst, oder? Oder: Mensch, Nürnberg ist doch einfach eine wunderschöne, putzige kleine Stadt! Hier lässt sich’s ganz gut leben, oder?

Die Nostalgie ist dabei zwar ein zweischneidiges Schwert, schließlich will sie einen ja überreden, daheim zu bleiben – auf der anderen Seite ist es auch schön, die eigenen Heimat mal wieder mit offenen Augen zu sehen.

"Ist diese Frage dein Ernst?"

Wenn du etwas tust, das für viele Menschen unvorstellbar oder außer Frage ist, dann sind sie oft schnell dabei, sich nicht für dich zu freuen, sondern dich zu verurteilen. Natürlich nicht alle, aber die nervigsten Fragen derjenigen, die eine sehr genaue Meinung darüber haben, was es bedeutet, nach Afrika auszuwandern, will ich euch nicht vorenthalten:

»Wie lange hast du noch mal gesagt, dass du bleibst?«
»Ist dir klar, dass die dort kein Deutsch sprechen?«
»Machst du davor noch einen Selbstverteidigungskurs?«
»Wieso hast du einen Job mit einer so miesen Bezahlung angenommen?«
»Hast du keine Angst vor Aids?«
»Wirst du dann auch in einer Wellblechhütte leben?«

"Ich habe Angst!"

Dieser Gedanke wird dir kommen. Vielleicht sogar öfter, als dir lieb ist. Am Anfang habe ich mich noch dafür geschämt – aber jetzt denke ich mir: Ich ziehe ans andere Ende der Welt. Es wäre ja auch verrückt, keine Angst zu haben. 

Angst vor dem neuen Leben. Angst, meine Sachen nicht loszuwerden. Angst, schon am Flughafen irgendwie stecken zu bleiben und gar nicht erst anzukommen. Angst, mich am Ende nicht zu trauen. 

Je näher der Tag kommt, desto mehr Angst habe ich und desto weniger will ich eigentlich noch gehen. Aber ich glaube, auch das ist ganz normal – und sobald ich dann im Flugzeug sitze, in dieser kleinen Kapsel, die losgelöst vom normalen Raum-Zeit-Gefüge ist, wird sich die Angst hoffentlich auch wieder legen.

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