18 Monate war diese Stadt unser Zuhause. 18 Monate – das ist seit 2016 der längste Zeitraum, den eine Stadt für uns Zuhause gewesen ist. Und obwohl München manchmal spießig ist, oft kleinbürgerlich und so gut wie immer teuer werde ich die Stadt vermissen.
In erster Linie wegen der Menschen natürlich. Denn ist es nicht so, dass erst die Erinnerungen, die man teilt, einen Ort besonders machen. Was wäre eine Stadt ohne all die kleinen Gedanken, die durch den Kopf schießen, wenn man durch die Straßen schlendert. Den Späti an der Ecke, an dem wir an diesem einen Abend noch eine Flasche Wein gekauft haben und dann vom Sommerregen erwischt wurden. Der Biergarten, in dem wir stundenlang Uno spielten, der Irish Pub in dem wir Freundschaft mit drei älteren Schotten schlossen – und meine Freundin das Gespräch führen musste, weil ich kein Wort verstehen konnte, das Isarufer, an dem wir unseren Grill auspackten und erfolglos versuchten, Luftsofas aufzublasen und die wirrsten Tänze mit dem schlaffen Plastik veranstalteten.
Es ist seltsam, sich von einem Ort zu verabschieden, ohne auch den Menschen, die ihn besonders machen, auf Wiedersehen zu sagen, ohne die Orte noch einmal zu besuchen, an denen all die Erinnerungen schlummern, aufgeweckt werden, wenn ich vorbei laufe. Stattdessen blinde Scheiben, verblichene „Geschlossen“-Schilder und Polizei-Präsenz, die jedem Spaziergang den schalen Beigeschmack gibt, etwas Verbotenes zu tun.
#4 | Saying goodbye
Ist es überhaupt ein richtiger Abschied ohne all das? Ist ein Abschließen überhaupt möglich, wenn es sich doch anfühlt, wie nach ein paar guten Dates einfach auseinander zu driften, sich immer weniger zu schreiben und zu hoffen, dass der andere die stumme Message versteht?
Vielleicht müssen wir einfach die guten Erinnerungen mitnehmen, als könnten wir sie in ein Marmeladenglas packen, und wenn all das vorbei ist, wiederkommen und sie aufleben lassen – so, wie es vorher war.

better together!
Er legt das Handy zur Seite, schaut mich an und schüttelt den Kopf. „Nein“, sagt er, „Keine Chance.“ Ich habe aufgehört, zum wievielten Mal wir die Nummer irgendeiner Botschaft, eines Konsulats oder Amts gewählt haben. Im Moment ist eine Auswanderung kein valider Grund, auszuwandern. Es ist absurd.
Ich bin deprimiert, hoffnungslos, verloren, wütend – wie so oft dieser Tage. Er bleibt optimistisch, hoffnungsvoll – auch, wie so oft dieser Tage. Wie so oft in den vergangenen Wochen gibt einer dem anderen Mut, auch, wenn er es selbst nur zur Hälfte fühlt.
So harmonisch ist die gemeinsame Zeit nicht immer. Mich nervt seine laute, elektronische Musik und dass er mir wenig im Haushalt hilft, auf der andere Seite aber jede Kleinigkeit kritisiert, die ihm auffält. Ihn nervt, dass ich meine Socken und Gläser überall stehen lasse und meine Laune so schnell umschlägt, wie das Wetter im April. Wir haben Abende, an denen haben wir uns kaum etwas zu sagen, sitzen beide am Handy, verplempern die Zeit und gehen dann irgendwann schlafen.
Eine Quarantäne zu zweit ist nicht romantisch, sie ist anstrengend, herausfordernd und überhaupt: Wer ist überhaupt mit dieser romantischen Vorstellung um die Ecke gekommen, wenn beide in Jogginghose und mit strähnigen Haaren den ganzen Tag umeinander und aufeinander sitzen und einem jede Spontanität für gemeinsame Aktivitäten genommen wurde? Wo soll ich denn hin, wenn ich mal von meinem Partner Abstand brauche? In die Abstellkammer, wie Harry Potter?
Aber sie ist zeigt uns auch eines: Dass wir zusammen gehören, dass wir zusammen passen und auch unter Druck und in den seltsamsten Zeiten eines nicht verlieren: Den Respekt und die Rücksichtnahme füreinander. Diese Isolation mag vielleicht nicht so romantisch sein, wie man es sich ausmalt, aber sie ist etwas anderes: Real. Und in ihrer Realität bringt sie uns am Ende vielleicht doch noch näher zusammen.


picks of the month
Wir haben uns Disney+ geholt und tatsächlich alle acht Star-Wars-Filme hintereinander angeschaut. Das war auch mal ziemlich cool!
Wir kochen natürlich im Moment viel Zuhause, aber da wir nicht mehr viele Vorräte anhäufen möchten und außerdem gerne ein paar kleine Läden in unserer Nachbarschaft unterstützen wollten, haben wir uns ein paar Mal Take-Away Abendessen geholt. Zum Beispiel von Sim Sim, dem besten Falafel-Laden Münchens, meinen Lieblings-Inder Masala and Bambushain, dem kleinen vietnamesischen Bistro bei uns um die Ecke.
Die Zeit des Modeschmucks in meinem Schrank ist endgültig vorbei! Total verliebt habe ich mich in die handgefertigten Schmuckstücke aus recyceltem Silber von Eve’s Jewel und musste gleich eine Kette und zwei Paar Ohrringe bestellen, die zum Teil außerdem in Kooperation mit Bloggerin Nina von berriesandpassion entstanden sind!
Drei Bücher habe ich alleine im April gelesen, das vierte gerade angefangen. Das Lesen tut mir gut, bringt mich außerdem auch selbst zum Schreiben. Wer sehen will, was ich so lese, kann das auf Goodreads tun.
Empfehlen kann ich euch aber diesen Monat zwei Bücher. Nämlich Angstphase von Antonia Wille. Und Schnell.liebig von Lina Mallon. Beide Autorinnen haben wirklich Unterstützung verdient und ganz tolle Bücher geschrieben!
… auf der Wiese liegen, die Sonne kitzelt in der Nase, nur Vogelzwitschern und Bienensummen im Ohr.
… Geburtstagsanrufe von lieben Menschen.
… das erste Sommergewitter voll erwischen, mitten drin stehen und vor Rewe auf Einlass warten. Dann mit Wein in der einen und Salt&Vinegar-Chips in der anderen Hand durch den Regen zurück ins Haus rennen.