Zurück in Deutschland – Wie ist das so?

by Kathi Daniela

Wie ist das so, nach dem Auswandern wieder nach Deutschland zurückzukommen? Das wurde ich jetzt schon ein paar Mal gefragt. Ich habe die Fragen gesammelt und mir gedacht, einfach mal einen Post daraus zu machen. Vielleicht hilft er ja dem ein oder anderen Heimkehrer auch durch die Eingewöhnungszeit hindurch, die man definitiv hat, wenn man nach einigen Jahren im Ausland wieder nach Deutschland zurück kommt.

1 〉 Wie ist es, wieder in Deutschland zu sein?

Ganz ehrlich: Ein komisches Gefühl. Schließlich ist hier nichts fremd. Im Gegenteil: Alles ist sogar sehr gewohnt und natürlich. Aber gleichzeitig manchmal schon nicht so ganz heimisch. 

Es ist auch sehr von meiner Tagesform abhängig. Manchmal finde ich es cool, hier zu sein und vieles gesehen zu haben. Manchmal kommt es mir vor wie ein Rückschritt, ohne alles das gemacht zu haben, was ich machen wollte.

So oder so: Ich werde immer etwas vermissen. Ich werde die Freunde im Ausland vermissen, ich werde die südafrikanische Sonne genauso vermissen wie Prags wunderschöne Parks. Mein Herz wird für immer in mehreren Orten leben.

2 〉 Was war das Schwierigste am Zurückkommen?​

Dass sich auch Zuhause alles ändert, während es für einen selbst stehen bleibt.

Das fängt schon bei Kleinigkeiten an: Neue Gebäude, alte Gebäude, die abgerissen werden. Neue Buslinien oder ein neuer Besitzer beim alten Lieblings-Griechen.

Und es geht weiter mit Freunden die heiraten, Kinder kriegen und sich trennen. Und selbst, wenn man über Facetime und WhatsApp im Kontakt bleibt, ist es nicht das gleiche.

Und gerade weil sich Freundschaften, Beziehungen, Dynamiken und das alte, gewohnte Umfeld verändert haben, kann es ziemlich lange dauern, bis man endlich wieder das gewohnte Gefühl bekommt, Zuhause zu sein.

3 〉 Wie habe ich mich im Ausland verändert?

Ich bin sehr viel offener geworden. Ergreife öfter mal die Initiative, ein bisschen spontaner. Ich war schon immer ziemlich schüchtern und ziemlich zurückhaltend – mit einer kleinen Tendenz, alles genau durchplanen zu müssen.

Das hat sich durch Südafrika ziemlich verändert und dadurch, dass ich auch in Prag internationale Freunde hatte – unter anderem aus Mexiko und vom Balkan – hab ich mir das ein wenig beibehalten. 

Aber ich merke schon, dass ich hier in Deutschland wieder mehr auf Dinge achte, die das Leben stressiger machen: Auf die Minute pünktlich sein, Pläne vorab machen, Züge rechtzeitig buchen, da sonst teuer, und so weiter… ich vermisse es, dass man hier in Deutschland auch gar nicht so  sehr die Spontantität  hat, die es in anderen Ländern gibt.

Außerdem bin ich tatsächlich noch reisefreudiger geworden. Ich muss nicht mehr unbedingt auf ausgetretenen Pfaden bleiben, sondern habe keine Angst mehr, weniger touristische Destinationen auch alleine zu besuchen. So war ich zum Beispiel dieses Jahr schon in Serbien und in Rumänien. Es hilft aber natürlich auch, Freunde in aller Welt zu haben, die man besuchen kann.

Auch mein Umweltbewusstsein hat sich durch das viele Reisen und Umziehen verändert. Ich versuche weniger Plastik zu verschwenden, Second-Hand zu kaufen und generell mehr auf Kleinigkeiten zu achten, die man leicht verbessern kann, wie beispielsweise die Mülltrennung. Ein echtes Vorbild für Nachhaltigkeit bin ich aber trotzdem noch lange nicht.

4 〉 Will ich wieder ins Ausland zurück?

JA! Zumindest ist das momentan mein Plan und meine Gefühlswelt. Sowas kann sich ja auch immer ändern. Aber im Moment möchte ich unbedingt nochmal weiterziehen. 

Es ist tatsächlich wie so eine kleine Sucht, diese Rastlosigkeit. Wenn man erstmal weiß, dass man sich in einem anderen Land und einer anderen Gesellschaft einfügen kann und dass das unglaublich spannend und bereichernd ist, dann will man dieses Gefühl nicht mehr so gerne hergeben. So geht es zumindest uns beiden – meinem Mann und mir. 

Und vielleicht werden wir deswegen auch noch einmal weiterziehen. Aber nicht, solange uns Hamburg noch neu und spannend vorkommt. Und wer weiß, vielleicht überredet uns ja die Perle an der Elbe zum Bleiben…

5 〉 Was vermisse ich hier in Deutschland am meisten?

Meine Freunde. Die fehlen mir hier natürlich am allermeisten. Und zwar gleichermaßen Freunde aus Kapstadt und Freunde aus Prag – obwohl das letztere wenigstens ein bisschen näher ist. Glücklicherweise sind außerdem auch viele meiner Freunde im vergangenen Jahr nach Europa zurück gezogen und so nicht mehr ganz so weit weg.

Und am allermeisten? Fehlt mir das Meer. Selbst hier in Hamburg an der Elbe. Es ist einfach nicht das Gleiche. Auch in Prag hat es mir gefehlt und es wird mir vermutlich immer fehlen: Der Ozean. Die Wellen. Die Ruhe. Einfach dasitzen und zu sich finden. Der Geruch nach Salz und unendlicher Weite.

6 〉 Habe ich auch Freundschaften verloren?

Eine Freundschaft ist ja immer ein Geben und Nehmen. Das heißt, wenn sie einschläft, dann sind beide Seite normalerweise mitschuldig.

Aber ja, ich habe ein paar Freundschaften tatsächlich verloren und ein paar Freundschaften haben sich verändert – einige zum Guten, einige nicht so gut. 

Die Entfernung zeigt halt auch ganz schnell, wie zwei Menschen wirklich zueinander stehen und was eine Freundschaft wirklich wert ist.

Nach dem Zurückkommen hat sich aber mit ein paar Freunden die Befangenheit ganz schnell wieder aufgelöst – das hat nur ein paar Treffen gedauert. Und für die Freundschaften, die ich tatsächlich verloren habe, habe ich tolle neue geschlossen.

7 〉 In welchem Land würde ich gerne leben?

Ich würde natürlich total gerne noch einmal nach Südafrika zurück. Das ist und bleibt einfach das Land meines Herzens. Aber dauerhaft dort leben – abgesehen von der schwierigen Visums-Situation – möchte ich vielleicht nicht.

Denn es ist sehr weit weg von Zuhause und ich merke, wie wichtig mir meine Freundschaften sind. Vor allem die, die meine zwei Jahre im Ausland überstanden haben.

Irgendwo in Europa wäre also schön. Spanien, Italien, Frankreich, Portugal – irgendwo südlich, wenn’s geht 😀

8 〉 Wie kann ich das mit dem Job vereinbaren?

Ich habe das riesige Glück, von Zuhause aus arbeiten zu können. Solange es keine Zeitverschiebung gibt und ich schnell in München sein kann (und zu einem vernünftigen Preis), wäre es kein Problem, innerhalb Europas weiter umzuziehen.

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2 comments

Claudia August 7, 2018 - 2:51 pm

Liebe Kathi Daniela,
wie ich selbst gerade erst letztes Wochenende realisiert habe, ist das Meer tatsächlich nur 1 Stunde mit dem Zug von Hamburg entfernt. Es lohnt sich also auch für einen einzigen Tag, wenn die Meeressehnsucht einfach zu groß wird. Travemünde, Niendorf oder der Timmendorfer Strand sind Ziele mit dieser Distanz.
Viele Grüße von der Alster
Claudia

Reply
Kathi Daniela August 7, 2018 - 3:14 pm

Liebe Claudia,
vielen Dank für den tollen Tipp! Das werde ich ganz bestimmt einmal ausprobieren und nach der Arbeit in den Zug springen!! 🙂
Wer weiß… vielleicht ergibt sich ja auch mal ein Reiseblogger-Stammtisch-Ausflug 😉
Alles Liebe aus Altona,
Kathi

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