Welcome to Sarajevo – Ein ganz besonderer Städtetrip

by Kathi Daniela

Die Sonne geht langsam hinter den olympischen Bergen unter. Und die Altstadt erwacht zum Leben. Bunte Wimpel schmücken die Straßenzüge und aus jeder zweiten Kneipe schallt laute Musik. Die wummernden Bässe und Töne gehen ineinander über, sodass sich schlussendlich gar kein Song aus der Dauerbeschallung mehr ausmachen lässt.

Frauen in Highheels stöckeln vorbei, sie sind so knapp angezogen, dass es mich vom Ansehen schön fröstelt. Die Augustnächte sind schon kühler. Ein Kellner auf einem Motorskateboard bringt uns drei Biere und ein Glas Wein. Er schlängelt sich behände durch die Menschenmengen. »Živjeli«, stoßen wir an. Prost. Über uns ein sternenklarer Himmel, während die Stadt im Herzschlag des Sarajevo Filmfestivals pulsiert. 

Ein Tag später. Wir überqueren eine Brücke über den Miljacka. Die Sonne geht gerade unter, die Stimmung ist entspannt. »Hier gab es die ersten zwei Kriegsopfer«, sagt mein Freund, »es waren einfach zwei junge Studentinnen.« Und wie noch so oft in den kommenden Tagen, weiß ich nicht genau, was ich sagen soll. Stattdessen starre ich ein wenig betreten zu Boden, denn so direkt bin ich noch nie mit dem Krieg konfrontiert worden. 

Edit: Dieser Original-Post aus 2017 wurde aktualisiert am 12. Mai 2019

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Sarajevo zum ersten Mal entdecken*

* oder zum zweiten oder dritten Mal. Ich komme jährlich her, deshalb wird dieser Artikel für euch stetig erweitert und editiert.

Sarajevo ist Geschichte!

Wie berichtet man von einem Städtetrip, bei dem die Geschichte so allgegenwärtig ist, wie in Sarajevo?

Ich habe lange überlegt. Rote Rosen – Einschlagstellen von Granaten, die mit roter Farbe aufgegossen wurden – zeigen auf den Gehwegen, wo im Krieg Menschen ums Leben kamen. Und direkt nebenan hat ein neues Sisha-Café eröffnet.

Sarajevo ist nicht Krieg und Zerstörung und Meldungen aus den Nachrichten, die ich nicht kenne, weil ich damals zu jung war. Und gleichzeitig sind die jungen Menschen meiner Generation, die ich getroffen habe, oft genug Zeugen der Belagerung ihrer Heimatstadt geworden. Manche aus dem Ausland, mache direkt vor Ort. Wenn ich von Sarajevo berichte, wenn ich Fotos mache, dann fühle ich mich oft ein wenig peinlich berührt. Will kein Kriegtourist sein. Und bin gleichzeitig doch nur fasziniert von dieser außergewöhnlichen Mischung aus Ost und West.

Und Sarajevo ist so viel mehr.

Die Stadt ist modern und traditionell und scheint sich jeden Tag neu zu erfinden. Und noch etwas ist Sarajevo: Völlig sicher!

Der Krieg ist definitiv vorbei und die Menschen der Stadt halten nicht daran fest. Sie sind nicht verbittert geworden, sondern gerade auch Touristen über unglaublich herzlich. Und ich finde, die Stadt hat viel mehr Touristen verdient, als die knappe Million, die es im Augenblick pro Jahr gibt!

Denn seid mal ehrlich: Wann habt ihr beim Wandern das letzte Mal Wasser direkt aus einem Waldfluss getrunken? Wann habt ihr zuletzt eine katholische und orthodoxe Kirche, eine Moschee und eine alte Synagoge am gleichen Tag besucht? Wann habt ihr euch zum Ruf des Muezzins ein Bier bestellt? Und wann habt ihr euch das letzte Mal die Finger nach fettigem, köstlichem Essen genüsslich abgeleckt?

All das geht in Bosnien und Herzegovina und auch direkt um Sarajevo herum! Außerdem kann das kleine Land mit einer Arbeitslosenquote von beinahe 40 Prozent und einem Durchschnittslohn von knapp 400 Euro wirklich jeden Touristen gebrauchen. Also nichts wie auf nach Bosnien!

Und eines steht fest: Es gibt viele Gründe für eine Städtetrip nach Sarajevo

Getting there

Bis vor kurzem war es noch gar nicht so einfach, nach Sarajevo zu kommen. Aber inzwischen gibt es deutschlandweit einige Möglichkeiten, nach Bosnien zu kommen – auch kostengünstig und nicht mit einem Umstieg in München oder Zagreb.

Lufthansa beispielsweise fliegt mehrmals die Woche aus München, aus Stuttgart geht es mit Eurowings direkt in die bosnische Hauptstadt. Tickets gibt es zwischen 80 und 130 Euro, je nach Saison. Die Flugzeit beträgt dabei nicht ganz zwei Stunden.

Der Flughafen von Sarajevo ist etwas außerhalb des Stadtzentrums, die Fahrzeit beträgt etwa 20 Minuten mit dem Taxi, öffentlich ist er leider nicht sehr gut angebunden. Taxifahrer neigen allerdings leider dazu, Touristen auszunehmen. Es ist also wichtig, immer auf ein eingeschaltetetes Taxameter zu bestehen.

Wer nicht fliegen will, für den gibt es immer die Möglichkeit mit dem Zug oder Auto nach Sarajevo zu fahren. Gerade von Süddeutschland bietet sich die Reise mit dem Zug oder Auto über Österreich, Slowenien oder Kroatien an. Von München aus sind es mit dem Auto gerade einmal elf Stunden, so lässt sich aus der Anreise ganz toll schon ein kleiner ein- bis zweitägiger Roadtrip über den Balkan machen. 

Mit dem Zug ist die Anreise etwas komplizierter, aber nicht unmöglich. Nach Budapest und Zagreb gibt es gute Zugverbindungen, auf dem Weg weiter nach Sarajevo ist jedoch immer noch eine kurze Busfahrt einzuplanen, bevor es wieder in den Zug geht.

random facts

  1. Basics first: Mit 300.000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina auch die größte Stadt. Wie viele Menschen dort aber wirklich leben, weiß man nicht so genau. Inoffiziell wohl eher so eine halbe Million

     

  2. Bosnien wird auch „das herzförmige Land“ genannt. Ein Blick auf die Landkarte verrät, wieso – es ist geformt, wie ein Herz!

     

  3. In Bosnien wird noch mit Mark bezahlt – tatsächlich war die Währung an die alte Deutsche Mark gekoppelt und jetzt an den Euro. Ein Euro ist immer exakt 1,955 Mark

  4. Die Bosnier haben, obwohl sie gerade einmal rund 4 Millionen Menschen sind, den zehnthöchsten Kaffeekonsum der Welt. Und tatsächlich ist es schwer, in Sarajevo schlechten Kaffee zu finden und die Kafanas, die Kaffeehäuser, sind zu jeder Tageszeit gut besucht, die Bosnier sind echte coffee addicts.

Bosnisch 1×1

Hallo
Zdravo

Auf Wiedersehen
Doviđjena

Danke
Hvala

Bitte
Molim

Gern geschehen
Nema na čemu

Die Rechnung,bitte
Račun, molim

Die Altstadt entdecken

Wir beginnen unseren Städtetrip in der Baščaršija (sprich: Baschtscharschia – yes, good luck with that!), der Altstadt, die das Herz von Sarajevo ist. Ein bisschen Geschichte vorab: Gegründet wurde das Handelszentrum Baščaršija vermutlich schon im 14. Jahrhundert von einem türkischen Bey. Zu Ende des 17. Jahrhunderts bestand die Altstadt Sarajevos aus 46 einzelnen Basaren, alle benannt nach den Gilden, zu denen sie gehörten.

Mit der Machtübernahme von Österreich-Ungarn endete die Blütezeit der Basare, ein Großteil der Stadt viel dem Feuer zum Opfer, die Einkaufsstraße Ferhadija entstand. Erst 1984, zu den olympischen Winterspielen, wurde der geschichtsträchtigen Altstadt neues Leben eingehaucht.

Heute vereint die Altstadt Sarajevos einen einzigartigen Flair, den ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. Verschleierte Frauen neben jungen Mädchen in Miniröcken, traditionelle Kuperschläger neben den üblichen Souvenirverkäufern und Coffee-To-Go neben einem Café, das traditionellen bosnischen Kaffee und Tee serviert. Die Cafés sind voll, Mahala heißt es, wenn die Menschen sich hier über den Neuesten Klatsch und Tratsch austauschen.

Ich konnte mich nicht sattsehen an der ottomanischen Architektur und habe mich gleichzeitig so heimisch-europäisch und so fremd in einem exotischen Land gefühlt. Und ich mag das Gefühl, mich nicht völlig verloren zu fühlen und trotzdem etwas ganz Neues zu erleben.

Und natürlich gibt es in der Baščaršija auch einige der interessantesten Sehenswürdigkeiten in Sarajevo zu finden: Die orthodoxe Kirche der heiligen Erzengel Michael und Gabriel, die Gazi Husrev Bey Moschee,  die katholische Herz-Jesu-Kathedrale, der älteste überdachte Basar, Bruza Bezistan oder Il Kal Grandi, der alte jüdische Tempel. Und schon allein diese Aufzählung zeigt ja irgendwie: Diese Stadt ist wie keine Andere

Bosnische Küche genießen

Vegetarier haben es in Sarajevo eventuell ein bisschen schwer. Die bosnische Küche ist fleischlastig. Hackfleisch in Teigrollen, Hackfleisch in Sauerkraut, Hackfleischwürstchen, Lamm am Spieß – all das sind Spezialitäten der bosnischen Küche. Aber ich will niemandem Angst machen – natürlich gibt es auch reichlich Gemüse und Käse. Und das meiste ist tatsächlich Bio. Nicht, weil das Land so fortschrittlich wäre, sondern weil für Düngen und Massentierhaltung schlichtweg das Geld fehlt.

In Bosnien und Herzegowina ist es außerdem sehr üblich, dass Restaurants nicht jede Art von Speise anbieten, sondern nur eine kleine Auswahl an entweder Pita (mit Käse, Spinta, Kartoffeln oder Fleisch gefüllter Blätterteig), Čevapčiči (gegrillte Hackfleischröllchen) oder Dolma (gefülltes Gemüse) anbieten. Oft gibt es die Gerichte nur solange, bis sie ausverkauft sind, dann ist Schluss für den Tag.

Bosnischer Kaffee

Bosnischer Kaffee wird auf eine ganz besondere Art und Weise hergestellt. Das staubfein gemahlene Pulver wird mit heißem Wasser aufgegossen und dann auf dem Herd aufgekocht. Dazu gibt es Zucker und eine Süßigkeit, das Lokum.

Restaurants für alle Spezialitäten

Dervoz Buregdžinica – die beste Pita der Stadt. Probiert hier unbedingt Burek (Pita mit Fleisch) und Sirnica (Pita mit Käse). Traditionell trinkt man einen dickflüssigen Joghurt dazu.
Adresse: Koševo 24 BA, geöffnet von 8 bis 18 Uhr

 

Ćevabdžinica Željo – es gibt in der Stadt zwei Restaurants, die für die gegrillten Fleischröllchen berühmt sind und wer aus Sarajevo ist, geht entweder zum einem oder zum anderen. Meine Familie geht zu Željo, benannt nach dem Fußballverein der Stadt. Hier gibt es Čevapčiči (fünf oder 10 Stück) mit rohen Zwiebeln und Kajmak, einer Art Sauerrahm im Fladenbrot (dem besten, das ich jemals gegessen habe!)
Adresse: Kundurdžiluk 19, geöffnet von 8 bis 22 Uhr

 

Aščinica Hadžibajrić – hier gibt es typische bosnische Eintopfgerichte und mit Hackfleisch gefülltes Gemüse. Die Gerichten werden auch „Löffel-Speisen“ genannt, weil man sie einfach nur mit dem Löffel essen kann, so weich sind sie gekocht. Hier gehen auch die Locals gerne hin, wenn sie etwas warmes im Bauch brauchen – besonders zu empfehlen sind die gefüllten Paprika.
Adresse: Ćurčiluk veliki 59, geöffnet von 7 bis 18 Uhr

 

Ministry of Ćejf – ein tolles Kaffeehaus mitten in der Stadt mit einem unfassbar schönen Ausblick. Hier gibt es neben bosnischem Kaffee auch Kuchen und unterschiedliche Teesorten.
Adresse: Kovači 26, geöffnet von 8 bis 23 Uhr

Die bosnisch-herzegowinische Nationalbibliothek

Kein Gebäude in Sarajevo erzählt von der bewegten Geschichte der Stadt, so wie Vijećnica, das ehemalige Rathaus in die Nationalbibliothek von Bosnien-Herzegowina. Das Gebäude sieht modern aus, fast neu und als ich es das erste Mal gesehen habe, glaubte ich direkt, dass es erst 2014 wieder eröffnet worden ist. Bis ich erfuhr warum…

Denn Vijećnica fiel schon ganz zu Beginn des Kriegs den Flammen zum Opfer. In der Nacht vom 25. auf den 26. August vernichteten die Flammen 90 % der Bücher und des Kulturerbes, das sich in dem geschichtsträchtigen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert befand.

In solchen Momenten wird einem die Brutalität des Krieges ganz offensichtlich, wenn einem der Begleiter schulterzuckend erklärt: »So ist es halt im Krieg. Zuerst wird das nationale Erbe vernichtet, gleichzeitig mit den Kommunikationsmitteln und anderen Dingen des alltäglichen Lebens.« 

Und wieder einmal weiß ich nicht recht, was ich sagen soll. Ich, die im heimeligen, gemütlichen Deutschland aufgewachsen ist, wo man sich darüber beschwert, dass die Äste von Nachbars Kirschbaum zu weit auf den Gehweg ragen.

Die Nationalbibiothek ist frei zugänglich, neben der wunderschönen Architektur gibt es auch eine dauerhafte Kunstausstellung sowie einen Teil des Gebäudes, der dem Kriegsverbrechertribunal und dem Genozid gewidmet ist.

Raus aus der Stadt: Vrelo Bosne

Aber Sarajevo ist nicht nur die quirlige Innenstadt und manchmal herausfordernde und anstrengende Geschichte. Zum Entspannen und Seele baumeln lassen müssen wir nicht weit fahren.  Denn der Nationalpark um die Quelle des Bosna-Flusses (Vrelo Bosne) ist nur etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und wir schwingen uns auf die Räder – ungefähr eine Stunde dauert es, bis wir da sind. Alternativ kann man mit Auto oder Bus fahren und die letzten drei Kilometer zur Quelle durch die uralte Kastanienallee Velika Aleja nehmen

Viele Einwohner von Sarajevo treffen sich im Sommer im Park zum Grillen oder Entspannen, in der Stadt gibt es dazu nicht so viele Möglichkeiten. Weit verzweigt fließt der Bosna durch ein grünes Waldgebiet, überall kleine Wasserfälle glitzernde, flache Wasserströme, die so klar sind, dass man bis auf das Flussbett sehen und Fische zählen kann. Jährlich besuchen rund 60.000 Menschen das Idyll. Als wir dort sind,  ist der Himmel bedeckt und der Park ruhig. Wir spazieren, verlieren uns zwischen den unzähligen kleinen Strömen des Bosna und hüpfen von Brücke zu Brücke.

Nice to meet you!

Was mich an Sarajevo jedoch fast am meisten beeindruckt hat, abgesehen von der wunderschönen Lage, dem Kulturmix, gutem Essen und der bewegten Geschichte? Die freundlichen Menschen!

Trotz ihrer Geschichte sind die Bosnier offene und herzliche Menschen, die gerne lachen und gute Gesellschaft zu schätzen wissen. Die Mentalität der Bosnier ist gastfreundschaftlich und neugierig, Fremde werden schon nach kurzer Zeit wie Freunde behandelt, so auch die Airbnb-Gäste meiner Schwiegereltern, die kurzerhand zum Abendessen eingeladen wurden, bei dem wir uns in einem verrückten Mix aus Englisch, Deutsch, Italienisch und Bosnisch unterhalten. 

Dieser Moment beschreibt sehr gut, wie die Bosnier mir bisher begegnet sind und war auch ihr euch sicherlich in Sarajevo wohl fühlen werdet.

Die anderen Seiten der Medaille sind: Rassismus, Engstirnigkeit und Jugendarbeitslosigkeit, alles in Bosnien sehr präsent, vor allem an der Grenze zu Kroatien oder in der Republik Srpska, dem serbischen Teil des Landes, der auch ungleich ärmer ist als Sarajevo selbst. Das Land hat noch einen weiten Weg vor sich – es kann jedoch definitiv von Touristen auch lernen, glaube ich – wenn wir dazu bereit sind, einen offenen Dialog mit den Menschen zu führen.

Mehr Bars und Cafés

Barhana – mitten in der Altstadt gelegen, in einem der kleinen verwinkelten Hinterhöfe. Hier gibt es neben guter Pizza auch leckere Steaks und tollen Wein.

Café Tito – ein Kult-Café in Sarajevo, immerhin ist es von vorne bis hinten Tito gewidmet und es steht sogar ein Panzer im Vorgarten.

Sarajevska Pivara – in der einzigen Brauerei der Stadt wird das Sarajevska Bier gebraut. Hier ist es manchmal laut, es wird Live-Musik gespielt und viele Locals kommen hierher

Café Kamarija – hat den schönsten Blick über die Stadt, bester Sonnenuntergangs-Spot!

Die besten Aussichtspunkte

Dass es in einer Stadt, die in einem Kessel liegt, umgeben von olympisch-hohen Bergen, unglaublich beeindruckende Ausblicke gibt, das erklärt sich eigentlich fast von selbst! 

Sarajevo hat einige Spots zu bieten, die nicht nur instagrammable sind, sondern auch der perfekte Ort für einen Sonnenuntergang, den ihr fast für euch ganz alleine habt. Überhaupt hat man sehr viele touristische Orte in Sarajevo fast für sich alleine oder teilt sie nur mit ein paar Locals. Dadurch ist jeder Trip einfach unfassbar gemütlich und entspannt!

 

Žuta tabija – ein traumhafter Platz für einen Sundowner. Die Jugendlichen der Stadt kommen zum Sonnenuntergang hier rauf und alle Plätze in dem kleinen Café sind dann vergeben. Macht aber nichts, einfach selbst Bier mitnehmen und ins Gras setzen!

 

Bijela tabija – wir fahren auf die weiße Festung, um nicht nur einen Blick auf Sarajevo, sondern auch aufs ganze Umland zu haben. Die Ruine ist nicht abgesperrt und wir erkunden – gemeinsam mit einem kleinen schwarzen Kätzchen – alle Ecken der Graffiti-besprühten Mauern.

 

Sunnyland – Die Sommerrodelbahn liegt auf dem Berg Trebevic. Bei der Abfahrt genießen wir einen tollen Blick auf die Stadt. Wer nicht rondeln will, der kann einfach nur im angrenzenden Café bei einem Drink die Aussicht genießen.

Mit dem Cable Car auf den Berg Trebevic

Seit April 2018 gibt es wieder eine Seilbahn, die auf den olympischen Berg Trebevic führt. Im Krieg zerstört dauerte es 26 Jahre, bis sie wieder eröffnet wurde.

In nicht ganz 10 Minuten geht es auf 1.600 Meter Höhe, ein Ticket kostet für Touristen 20 KM (1o Euro).

Von der oberen Seilstation aus führen mehrere Wanderwege um den Trebevic oder zur alten Olympia-Bobbahn.

Ein Hinweis dazu: Der Trebevic lag zwischen zwei Kriegslinien, weshalb hier noch Minen verborgen liegen. Wanderer müssen unbedingt auf den gekennzeichneten Wegen bleiben!

Geschichte überall

Für mich ist von Anfang an festgestanden: Eine Städtereise nach Sarajevo, ohne sich auch mit der Geschichte zu beschäftigen – undenkbar. Ich mag es, auf meinen Reisen etwas über die Vergangenheit des Landes zu lernen, in dem ich mich befinde, Locals zu befragen und Wissenslücken zu schließen. Und das ist in Sarajevo wirklich einfach, denn die Stadt ist gepflastert mit ihrer Vergangenheit!

Auf den ersten Blick leider überwiegend mit der neuesten, traurigen Kriegsgeschichte: Einschusslöcher in Wänden dominieren an vielen Orten noch immer das Stadtbild und dann gibt es da noch die roten Rosen auf den Gehwegen, die mir beim darüber treten Gänsehaut auslösen und mich betroffen innehalten lassen – hier sind Leben ausgelöscht worden! 

Und dann all die Friedhöfe – während des Kriegs wurden sogar Sportplätze in letzte Ruhestätten umgewandelt, so viele Tote gab es in der Belagerung Sarajevos. Das ist harte Kost und die hübschen, weißen Grabsteine der muslimischen Friedhöfe erzählen von dieser Geschichte, die man einfach nicht ausblenden kann, wenn man hierher zu Besuch kommt.

(Ich habe übrigens für das obige Bild nicht geschmacklos und unangemessen eine Friedhof fotografiert, sondern uralte Grabsteine, die auf einer öffentlichen Parkfläche in Sarajevo zu finden sind!)

Aber – und das ist den Leuten in Sarajevo sehr wichtig – die Stadt ist nicht nur Krieg. Die Menschen versuchen noch immer, über den Schatten ihrer Vergangenheit hinwegzuspringen und nichts ist da nerviger, als Touristen, die auf etwas herumreiten, das 25 Jahre her ist. Denn Sarajevos Geschichte hat noch viel, viel mehr zu bieten!

Some historic facts

  1. Sarajevo hat die älteste Straßenbahn Europas. Eröffnet wurde die erste Tram-Strecke am Neujahrstag 1885

     

  2. Das Land wurde von unzähligen Kulturen beeinflusst. Bewohnt seit der Neusteinzeit, stand Bosnien ab 1400 für fast 4 Jahrzehnte unter osmanischer Herrschaft, im frühen 19. Jahrhundert folgte dann die österreich-ungarische Verwaltung des kleinen Landes

     

  3. Die lange osmanische Herrschaft spiegelt sich auch immer noch in der Religion des Landes wider, rund 50 % der Einwohner sind muslimisch
     
  4. Noch während des Bosnien-Kriegs, im Jahr 1995 wurde das Sarajevo Film Festival ins Leben gerufen, das seitdem jedes Jahr stattfindet. Es ist heute das wichtigste Film-Festival in Ost-Europa und Stars wie Robert de Niro oder Angela Jolie haben die Stadt besucht

     

  5. Im Jahr 1984 fanden in Sarajevo die Olympischen Winterspiele statt. Damit war das damalige Jugoslawien das erste sozialistische Land, in dem ein solches Großereignis stattfand. Die Ruinen der Olympia-Stätten kann man heute besichtigen

Mehr zum Sarajevo Film Festival

Fast alle meine Besuche in Sarajevo waren auch während des SFF. Ich finde, es ist einfach eine der besten Zeiten, um die Stadt zu besuchen. Sarajevo ist zu dieser Zeit einfach unglaublich lebendig, es ist die beste Gelegenheit, die Energie der Stadt zu spüren und sich mitreißen zu lassen. 

Überall in der Stadt gibt es Parties, die Bars und Clubs stellen draußen auf der Straße Stühle auf und buhlen mit lauter Musik um die Aufmerksamkeit der Passanten, Locals richten sich her wie für eine Hochzeit und spielen „sehen und gesehen werden“ auf den Straßen – und dann gibt es natürlich die Filme, die jeden Tag gespielt werden.

Falls ihr auch zum SFF gehen möchtet: Hier geht es zur Webseite des Filmfestivals mit allen Terminen

more things to do around sarajevo

Ich entdecke bei jedem Besuch noch mehr von Sarajevo. Allerdings besuchen wir natürlich auch Familie und Freunde, weshalb gerade Museumsbesuche und längere Ausflüge noch ein bisschen auf der Strecke geblieben sind – obwohl sie eigentlich auf jeder Agenda für einen Städtetrip nach Sarajevo stehen sollten!

Skakavac Wasserfall – eine rund sieben Kilometer lange Wanderung führt zu dem fast 100 Meter hohen Wasserfall mitten im Wald. Der Start des Wanderwegs liegt nicht in Sarajevo direkt, sondern  im Dorf Nahorevo. Die Busverbindungen sind etwas schwierig, am besten ist es also, sich vom Hotel einen Fahrplan oder die Telefonnummer eines Taxianbieters geben zu lassen.

Lukomir gelegen auf beinahe 1.500 Metern Höhe, ist Lukomir eines der abgeschiedensten Bergdörfer auf der ganzen Welt. Noch jetzt leben die Menschen in Lukomir in traditionellen Steinhäusern mit hölzernen Dachschindeln und verlassen im November ihr Zuhause, weil dann die Zugangsstraßen wegen des Schnees unpassierbar werden. Von Sarajevo sind es rund 2,5 Stunden mit dem Auto in das Bergdorf, perfekt für einen Tagesausflug

War Childhood Museum – hier gibt es verschiedene Ausstellungen mit persönlichen Erinnerungsstücken von Kriegskindern.  Nicht nur die Sarajevo Kriegskinder werden behandelt, auch Ausstellungen von syrischen und ukrainischen Kindern finden hier statt. Sicherlich harter Tobak, dennoch nehme ich mir jedes Mal vor, endlich hinzugehen.

Ausstellung „Srebrenica“ – noch bedrückender als das War Childhood Museum und dennoch eigentlich ein Muss beim Sarajevo-Besuch ist die ständige Ausstellung in der Galerie 11/07/95 zum Massaker von Srebrenica. 

Articoolisan – das aus Sarajevo stammende Künstlerduo vertreibt moderne Kunst, die bosnisch interpretiert wurde. Postkarten, Canvas- und Poster-Prints und Kleidung mit bosnischen oder Sarajevo-Motiven. Dieser kleine Shop, der an Berliner Galerien erinnert, ist der perfekte Ort, um Souvenirs zu shoppen.

buche deine reise nach bosnien-herzegowina

Seit Mai 2021 lebe ich nun dauerhaft in dem herzförmigen Land auf dem Balkan, habe es von Norden bis hinunter zur kroatischen Grenze, von Westen bis zum wilden Osten erkundet und kann sagen: Ich kenne Bosnien-Herzegowina inzwischen wie meine Westentasche. Und nicht nur das: Ich will es auch zugänglich machen, für jeden, der Lust hat auf Abenteuer, Authenzität, Natur und Gastfreundschaft. Deshalb habe ich mit meinem bosnischen Ehemann .Cheyf Reisen gegründet – eine Boutique-Reiseagentur für #mindfultravel in Bosnien-Herzegowina! Schaut doch mal bei uns vorbei 😊

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8 comments

Lara September 18, 2017 - 8:32 am

Erstens, evtl. hast du mich grade von meinen Prag Plänen abgebracht.
Zweitens, mit welcher Kamera fotografierst du?
Drittens, ich mag diese Art von Posts. mit vielen Infos. Wie lange wart ihr dort?

<3

Reply
Kathi Daniela September 18, 2017 - 12:52 pm

?
Hahaha, ich könnte voll verstehen, wenn du dich gegen Prag und für Sarajevo entscheidest? Wir waren insgesamt eine Woche dort und haben nicht alles gesehen!

Und vielen Dank für das Kompliment, ich hatte voll Angst, er ist zu episch lang ?

Oh..und ich hab bloß eine ziemlich alte Canon Digicam und hab in dem Urlaub fast bloß mit dem Handy fotografiert, ist das Honor von Huawei. Ich bin hin und weg von der Bildqualität!!!

<3

Reply
Nummer Neun September 23, 2017 - 3:37 pm

Wow – das macht echt Lust auf Sarajevo. Die Stadt hätte ich definitiv nicht auf dem Schirm gehabt.

Reply
Kathi Daniela September 24, 2017 - 9:10 am

Freut mich sehr, genau das war mein Ziel! 😀

Reply
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