Meine erste Erfahrung mit Airbnb hatte ich 2013 bei meinem Praktikum in Kopenhagen. Meine Gastgeberin Maria wohnte in Frederiksberg direkt an der U-Bahn, wie sie auf Airbnb schrieb war nett und ihr Zimmer war für 10 Wochen zu haben und in meinem Budget. Mehr Auswahlkriterien hatte ich nicht. Und ich hatte Glück – Maria war etwas speziell, aber die netteste Person der Welt. Wenn jemand kein Problem mit Rotweinflecken überall, Kettenrauchen und Gesprächen über Sex mit völlig Fremden hat. Denn Maria war eine echte Buchautorin – für Sexratgeber. Und ihre Musen waren Rotwein und Zigaretten. Sie erklärte nicht nur Jugendlichen, wie das erste Mal ablief – sie war auch mein erstes Mal. Mein erstes Mal Airbnb. Und wir wurden auf Anhieb Freundinnen.
Damals bewohnte ich in Marias Wohnung ein kleines Zimmer mit Mikrowelle, Schreibtisch und Bett. Heute sieht Airbnb ja oft ganz anders aus: Durch designte Wohnungen, teure Luxusunterkünfte, Check-In wie im Hotel. Unpersönlich und dennoch irgendwie mit einem lokalen Touch für den Gast, lukrativ für den Host. Das ist eine traurige Entwicklung, aber gerade, weil ich über die Jahre mit Airbnb trotzdem so viele positive Erfahrungen gemacht habe und außerdem gelernt habe, ein rein kommerzielles Inserat von einem zu unterscheiden, das noch dem Community-Grundgedanken von Airbnb folgt, möchte ich dieses Wissen gerne mit euch teilen.

Airbnb in inzwischen immer mehr zur Luxusunterkunft geworden – Gäste erwarten den gleichen Standard, wie in einem Hotel (wir bekamen mal eine schlechte Bewertung, weil Handtücher und Bettwäsche nicht zusammen passten, als wir unsere Wohnung in Prag vermietet haben, während wir im Urlaub waren!). Das kann ein normaler Mensch natürlich gar nicht mehr leisten. Deswegen schießen Luxus-Airbnbs aus dem Boden, die teilweise ganzjährig vermietet werden. Das größte Problem sind solche Airbnbs in touristischen Städten wie Cape Town, Dubrovnik, Barcelona und so weiter. Hier ist es vermutlich eine bessere Möglichkeit, einfach auf Bed & Breakfasts, Hostels oder Hotels auszuweichen.
Airbnb verantwortungs-
bewusst nutzen
Inzwischen ist es auf Airbnb ein Trend geworden, nicht nur gelegentlich die eigene Wohnung zu vermieten wenn man im Urlaub ist oder ein freies Zimmer anzubieten. Viele Unternehmer kaufen Wohnungen in In-Stadtteilen, um sie dauerhaft auf Airbnb zu vermieten. In Metropolen und Touristenmagneten ist das ein riesiges Problem und viele Städte haben inzwischen schon angefangen, die Airbnb-Nutzung zu regulieren, da die Mietpreise in die Höhe schießen und die Einwohner der Städte keine Wohnungen mehr finden können.
Das Buchen auf Airbnb ist also nicht mehr wie früher eine Garantie dafür, einfach bei einem Local in der Wohnung zu übernachten. Wer Airbnb nutzt, sollte sich deswegen auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein und die Plattform und die angebotenen Unterkünfte möglichst kritisch betrachten.
Eine sehr gute Doku zum Thema ist beispielsweise »Das System Airbnb vom WDR«. Und auch Ute von Bravebird setzt sich auf ihrem Blog mit der Thematik sehr differenziert auseinander und gibt wertvolle Tipps für eine kritische Airbnb-Nutzung.

Stadtviertel checken
Stadtviertel, die besonders beliebt sind oder in den vergangenen Jahren geboomt haben, sind oft die Teile einer Stadt, in denen Airbnb-Wohnung kommerziell vermietet werden. Die absoluten In-Bezirke zu meiden, ist also schon mal ein guter Ansatz, um tatsächlich Locals mit dem Anmieten von einer Airbnb-Wohnung zu unterstützen.
Und generell gilt natürlich: Ist eine Wohnung dauerhaft für mehrere Monate zu vermieten – dann wird sie garantiert nicht von einem Local vermietet, sondern kommerziell und professionell.
Das verraten die Reviews
Haben vorherige Gäste den Host getroffen?
Wenn nicht, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um eine professionelle Vermietung handelt. Klar, der Host selbst kann auch schon im Urlaub sein – aber dann würde er einen Freund vorbei schicken, der die Check-In-Formalitäten übernimmt. Oft lebt der Host bei solchen Airbnbs auch gleich im Ausland.
Wie verläuft der Check-In?
Wo wir schon vom Check-In sprechen: Auch, wenn der Schlüssel hinterlegt ist oder ein Code an der Tür der Weg ist, ins Haus zu kommen, dann liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass es sich hier um eine kommerzielle Airbnb-Wohnung handelt.

Fotos sagen viel aus
Eine Sterile Ausstattung, kaum Deko-Artikel und überhaupt wenig persönliche Gegenständige: Das ist ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, dass in der Wohnung auch sonst niemand lebt, sondern sie einfach dauerhaft vermietet wird. Gibt es außerdem noch eine Grundausstattung, die ans Hotel erinnert (zum Beispiel kleines Duschgel etc.), dann liegt die Vermutung nahe, dass es auch ein kleines Hotel ist.
Und generell gilt natürlich: Ist eine Wohnung dauerhaft für mehrere Monate zu vermieten – dann wird sie garantiert nicht von einem Local vermietet, sondern kommerziell und professionell.
ganze wohnung oder zimmer?
Es kann natürlich immer sein, dass jemand im Urlaub ist und seine ganze Wohnung vermietet – das haben wir auch schon gemacht und auch wenn man reist, ist es toll, selbst kochen und sich versorgen zu können. Überhaupt mag ich diesem umweltschonenden, ökologischen Aspekt an Airbnb.
Oft sind es aber kleine ein bis zwei Zimmer Wohnungen, die dann tatsächlich kommerziell vermietet werden. Besser ist es, einfach nur ein Zimmer mit Küchennutzung zu buchen – so kommt man auch easy mit dem Wohnungsinhaber ins Gespräch, kann ein paar Tipps abgreifen und unterstützt keine große Firma.
Ich erinnere mich an einen Abend in Cadiz, an dem wir mit unserem Airbn-Host eine halbe Flasche Pink Gin vernichtet und über Gott und die Welt gequatscht haben.
Solche Erlebnisse machen wir mich immer noch Airbnb aus!
Gute Alternativen zu Airbnb können sein: Couchsurfing, privat geführte Apartments oder B&Bs auf Booking.com, Ecobnb and bookdifferent.
Leute wie Maria sind auf Airbnb vielleicht seltener geworden. Aber es gibt sie noch. Die Freunde, die du nur noch nicht getroffen hast. Die Locals, die dich in die coolsten Kneipen führen, die Hippies, die dich einen Abend unter den Tisch trinken oder Fremde, die nach einem Lachflash zu richtig guten Kumpel werden.
Ich liebe den Grundgedanken von Airbnb immer noch – echte Erfahrungen, echter Austausch, echte Kontakte knüpfen. Und auch, wenn es ein bisschen komplizierter geworden ist – diese Möglichkeiten gibt’s auf der Plattform immer noch. Ihr müsst nur ein bisschen besser danach suchen – aber wenn ihr sie gefunden habt, wird eure Reise ganz sicher tausendmal besser, als in einem gesichtslosen Ikea-Apartment zu sitzen und Google nach Reisetipps zu durchforsten!