Kapstadt leidet unter der schlimmsten Wasserkrise seit hundert Jahren. Der Wasservorrat könnte bis März 2018 erschöpft sein. Und dann? Kapstadt wird immer meine zweite Heimat sein, die Stadt meines Herzens. Doch so sehr ich Kapstadt liebe, frage ich mich manchmal, wie gut der Mother City mit ihrer Wasserknappheit der Tourismus wirklich tut, die gefüllten Pools, die Jacuzzis und die schicken Golfplätze.
Und nicht nur Kapstadts Umgang mit knappen Ressourcen bringt mich zum Nachdenken. Ich bin sicherlich nicht die erste, die in den letzten Monaten das Thema Nachhaltigkeit in den Mund genommen hat und es gibt einige Blogger, die wirklich wertvollen Input zum nachhaltigen Reisen geben, wie Ute von bravebird oder Beatrice von Reisezeilen.
Natürlich wäre es jetzt heuchlerisch, auf einen Schlag die Welt verbessern zu wollen, doch gerade wenn es um nachhaltiges Reisen geht, können wir alle unseren Teil tun und zu einer tatsächlichen Verbesserung beitragen. In den vergangenen eineinhalb Jahren bin ich zweimal um die Welt gezogen. Ich habe mich extrem verkleinert. Seit alle meine Besitztümer in zwei Koffer passen, kaufe ich fast keine unnützen Dinge mehr und überdenke meinen Konsum und meine Anschaffungen zweimal.
Und auch, wenn du vielleicht denkst, dass ein Einiziger keinen Unterschied machen kann: Das stimmt nicht!Wenn es darum geht, nachhaltig zu Leben und zu Reisen, dann macht schon die Summe vieler kleiner Handlungen einen großen Unterschied aus!

Nachhaltig Reisen, was heißt das überhaupt?
Nachhaltiges Reisen definiert die Umweltdatenbank als einen Tourismus, der mit Ressourcen dahingehen umgeht, dass trotzdem alle ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse erfüllt werden und die Kultur und Biodiversität eines Landes erhalten bleiben.
Kurz gesagt: Du reist so, dass du der Natur und den Menschen eines Landes möglichst wenig schadest. Kultur, Tradition und Natur eines Landes werden erhalten. Dass dies nicht unbedingt in allen Ländern der Erde der Fall ist, merken wir an der Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung heute jeden Tag.
Trotzdem ist es möglich, nachhaltig zu reisen. Auch in Südafrika. Obwohl das Land natürlich einige Herausforderungen an die Nachhaltigkeit stellt: Flugreisen, Mietwagen, schon alleine die Anreise schreit nicht gerade nach Nachhaltigkeit. Trotzdem ist es auch in Südafrika möglich, Umwelt, Kultur und Biodiversität zu schützen. Ein paar Anstöße möchte ich dir hier geben – damit dieses schöne Land auch weiterhin so zauberhaft bleibt, wie es ist.

Mit effizienteren Airlines fliegen
Ich habe jetzt schon ein paar Mal gelesen, dass man seinen CO2-Ausstoß vom Flug monetär kompensieren kann. Allerdings kenne ich mich da mit der Materie im Detail noch nicht gut genug aus, um euch zu empfehlen, euren Flug mit einer Geldspende zu kompensieren, da ich nicht weiß, bei welchen Anbietern das Geld wirklich gut genutzt wird (wie bei so vielen Spenden, leider…).
Wer möchte, kann sich aber einmal auf atmosfair informieren. Ein Flug nach Kapstadt stößt nämlich krasse 6.052 kg CO₂ in die Atmosphäre. Kompensationspreis? 140 Euro. Sicherlich lohnt es sich, sich hier mal einzulesen.
Ich finde zumindest den Airlines Index der Seite spitze. Dort werden jährlich die größten Airlines weltweit auf Kurz-, Mittel- und Langstrecken hinsichtlich ihrer Klimaeffizienz verglichen. Diese hängt von vielen Faktoren ab, wie Flugzeugtyp, Triebwerke, Bestuhlung oder Auslastung des Frachtraums. Wenn mal die Wahl hat, kann man dann auf der Strecke ja zumindest eine der weniger umweltbelastenden Airlines wählen – obwohl natürlich keine in der besten Effizienzklasse landet.
In nachhaltigen Guesthouses oder Hotels übernachten
Ja, das geht auch im schicken Camps Bay in Kapstadt oder an der Garden Route. Eine Liste nachhaltiger Übernachtungsmöglichkeiten gibt es beispielsweise auf SA Venues, EcoBnb and lovetostay.
Nachhaltige Hotels kannst du beispielsweise daran erkennen, dass sie viel Wert auf den Umweltschutz der Gegend legen, dass sie die lokale Bevölkerung zu fairen Gehältern anstellen oder dass mit frischen und lokalen Zutaten gekocht wird. In der Kapregion sind wassersparende Maßnahmen in Hotels auch ein guter Indikator für Nachhaltigkeit, genauso wie allgemein eine verantwortungsbewusste Abfallwirtschaft ein gutes Zeichen ist.

Im Supermarkt oder auf der Straße Unverpacktes einkaufen
Wie in vielen afrikanischen Ländern herrscht auch in Südafrika ein echtes Plastikmüllproblem. Recycling und Mülltrennung stecken im Vergleich zu Europa noch in den Kinderschuhen, im Supermarkt gibt es extra Tüteneinpacker, die Produkte wie Fleisch oder Milch gleich in einzelne Plastiktüten packen und dann alle Einkäufe zusammen noch einmal in eine große Plastiktüte stecken. Völlig unnötige Verschwendung!
Immerhin kosten die Plastiktüten inzwischen einen kleinen Cent-Betrag – schon mal ein Start Richtung Nachhaltigkeit. Brot, Obst und Gemüse ist außerdem oft unverpackt im Laden erhältlich. Wenn du einkaufen gehst, nimm also deine eigene Tüte mit und lehne vehement ab, dass alles noch einmal extra in Plastik eingepackt wird.
Auch kannst du in Südafrika bedenkenlos frische, lokal produzierte Lebensmittel wie Obst und Gemüse auf der Straße oder Fleisch beim Metzger kaufen. Du musst dir nicht wie in Asien sorgen um deinen Magen machen. Was gut und frisch aussieht, das wird auch lecker schmecken.
Nachfüllbare Wasserflaschen mitnehmen
Das Leitungswasser in Südafrika gehört zu einem der besten der Welt. Egal ob Eiswürfel im Restaurant oder ein Schluck vom Trinkwasserbrunnen – das ist in Südafrika ganz unbedenklich möglich. Und auch gleich eine gute Möglichkeit zur Nachhaltigkeit.
Nimm dir eine Trinkflasche aus Glas oder Edelstahl mit. Klar, im Notfall geht es auch, eine einmal gekaufte PET-Flasche immer wieder aufzufüllen. Auf diese Weise sparst du jede Menge Plastikmüll ein und du musst auch kein teures Wasser im Supermarkt kaufen, sondern kannst einfach zum nächsten Wasserhahn gehen.

Lokale Shops statt große Ketten zu unterstützen
Im Urlaub mus es ja nicht unbedingt die altbekannte Fast-Food-Kette oder der schwedische Bekleidungsriese sein, den es in Deutschland genauso gibt. Stattdessen sind kleine Street-Food-Läden und lokale Geschäfte die bessere Wahl. Schließlich geht es ja auch ums Ausprobieren und Neues entdecken.
Die Kampagne Proudly South African beispielsweise unterstützt lokale Produktion und faire Arbeitsbedingungen. Produkte mit dem Logo kannst du unbedenklich kaufen. Lokale Restaurants wie Mzoli’s Place im Township Gugulethu bei Kapstadt sind inzwischen Touristen-Hot-Spots, werden aber von Locals betrieben und geben dir gleichzeitig eine authentische Südafrika-Erfahrung.
Bauernmärkte gibt es außerdem überall in Südafrika, meistens an den Wochenende, manche aber auch unter der Woche. Hier gibt es eine schöne Liste von Märkten, auf denen du lokal und nachhaltig einkaufen kannst. Auch die Supermarktkette Wellness Warehouse bietet einige Bio-Lebensmittel an.
Öffentliche Verkehrsmittel nutzen
Ja, auch das funktioniert in Südafrika, wenn du es möchtest. In Kapstadt beispielsiwese ist es kein Problem, tagsüber den MyCitiBus zu benutzen. Die Sammeltaxis würde ich dir nur in Begleitung eines Locals empfehlen. Nicht, weil sie so gefährlich wären, sondern einfach, weil ihre Routen sehr schwer zu durchschauen sind und es passieren könnte, dass du ganz wo anders herauskommst, als du geplant hast.
Für die Garden Route oder eine Reise durch das ganze Land gibt es den Baz Bus, der dich praktisch und komfortabel von Hostel zu Hostel fährt. Das ist nicht nur umweltschonend, du lernst dabei auch coole neue Leute kennen. Und falls du Angst hast, beim Sightseeing zu abgelegeneren Plätzen nicht mobil genug zu sein, kann ich dich beruhigen: Die meisten Hostels bieten ein sehr umfangreiches Programm an. Dort sind meistens auch Tagestouren inkludiert.

Tierschutz mit nachhaltigen Safaris unterstützen
Gleich vorneweg: Programme, in denen du Löwen streicheln, Gepardenbabys auf den Schoß nehmen oder mit Affen spielen kannst, sind weit entfernt von Nachhaltigkeit und ökologischem Tourismus! Diese Programme bedeuten für die Tiere unglaublichen Stress. Auf jeden Fall solltest du so etwas meiden.
Auch, wenn du gerne zum Shark Cage Diving gehen möchest, solltest du dir eine Organisation aussuchen, die das ganze ökologisch betreibt und die Haie nicht mit Abfällen anlockt. Wählst du die nachhaltige Variante, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du einen Hai siehst übrigens fast genauso groß. Nachhaltige Anbieter sind zum Beispiel: African Shark Eco Charters, Sharklady Adventures and Marine Dynamics.
Wenn du auf Safari gehen willst, kannst du tatsächlich von Fair Trade anerkannte Privatreservate finden. Du findest sie beispielsweise bei Fair Trade Tourism and Fair Trade Safaris. Der einzige Nachteil eines privaten Reservats ist natürlich der etwas höhere Preis. Dafür bekommst du allerdings auch ein sehr privates Safari-Erlebnis in einem Park, der weit weniger überlaufen ist, als der Krüger. Wenn du nicht selbst mit dem Auto fährst, sondern dich einer Gruppe anschließt, dann kannst du zusätzlich die Umwelt schonen und kannst dich nur auf das Erlebnis statt auf das Fahren konzentrieren.
Sparsam wie Zuhause sein
Stundenlang duschen. Alle Lichter brennen lassen. Der Fernseher läuft den ganzen Tag – das würdest du Zuhause nicht machen. Warum dann im Urlaub? Viele Leute haben die Einstellung »Ich habe ja dafür bezahlt« und gehen im Urlaub viel verschwenderischer mit den Ressourcen um, als Zuhause.
Ganz vergesen wird dabei, dass diese Ressourcen vielen Menschen in Südafrika überhaupt nicht frei zugänglich sind. Wasser ist in Südafrika ein seltenes, teures Gut – bis zu 5 Euro können 1.000 Liter Wasser in einer Dürre-Periode kosten. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 50 Cent!
Und obwohl 85 % von Südafrika bereits elektrifiziert sind, leben 8 Millionen Menschen immer noch ohne Strom (Africa Energy Outlook, Stand: 2014). 2015, als ich in Südafrika war, kam es immer wieder zu Loadshedding, also Stromausfällen, weil das Stromnetz einfach überlastet war und die alten Kabel nicht mehr ausreichen. Geh also bewusst mit der Elektrizität um, auch sie ist noch ein wertvolles Gut in Südafrika.

Den richtigen Reiseanbieter wählen
Es gibt lokale südafrikanische Reisenanbieter, die sich auf nachhaltigen Tourismus in Südafrika spezialisiert haben und nur mit nachhaltigen Hotels und Organisationen zusammenarbeiten. Zwei Beispiele sind Rhino Africa and Abang Africa.
Und ich bin mir sicher, dass es noch mehr nachhaltig orientierte Reiseanbieter in Südafrika gibt. Natürlich macht es immer Sinn, die Werte des jeweiligen Reisenabieters vorher noch einmal kritisch zu beäugen, um zu sehen, ob nicht alles leere Versprechungen und heiße Luft sind.

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[…] | Seit einiger Zeit beschäftige ich mich viel mehr mit Nachhaltigkeit als früher: Nachhaltiges Reisen, Second Hand und Bio stehen auf meiner Prioritätenliste weiter oben. Und dazu zählt inzwischen […]