Kapstadt-Kolumne #1 — Warum Kapstadt?

by Kathi Daniela

Es ist November in Kapstadt. Draußen scheint die Sonne. Meine käsige Winterhaut hat die Sommerhitze nicht so gut vertragen. Im Gesicht sehe ich aus wie ein Zebra – schwarz-weiß, ich schäle mich schlimm. Aber ich mach mir keine Gedanken um meinen Sonnenbrand. Ich klammere mich an der Kaffeetasse und der Zigarette in meinen Händen fest, als wären sie eine Boje und ich Blake Lively, die vom Hai umkreist wird. Alles woran ich denken kann ist: »Ich will mich nicht schon wieder verabschieden. Ich bin so schlecht darin.«

Dass ich laut gesprochen habe, ist mir erst bewusst, als mein Kaffee-Date sagt: »Dann such dir doch einen Job hier.« Der Gedanke geht mir schon seit längerem durch den Kopf. 

Doch so ausgesprochen, wie er in der lauen Morgenluft hängt zwischen uns beiden, hört er sich gar nicht mehr so absurd an. »Ja…«, sage ich, »Ja, vielleicht mache ich das tatsächlich.«

Eine Katze zwängt sich zwischen uns durch die Balkontür. Laut schnurrend setzt sie sich auf die Holzdielen, in einen Streifen Sonne, in dem der Staub tanzt. »Ich wusste nicht, dass du eine Katze hast…« Er zuckt die Schultern.  »Ich hab keine Katze.« Und die Katze sitzt da und schnurrt und sieht uns unverwandt an, vor allem mich, mit ihren grünen Augen. Als würde sie sagen: Ich gehöre hier nicht hin, aber ich bin trotzdem hier. Und wie sieht’s mit dir aus? Traust du dich auch, einfach hier zu sein?

Ich habe euch erzählt, welche dummen Fragen mir vor meinem Abflug gestellt wurden. 
Doch am häufigsten wurde mir die – berechtigte – Frage gestellt: Warum Kapstadt? Ja, warum eigentlich?

Liebe auf den ersten Blick war es nicht gerade mit Kapstadt und mir.

Das ewige Loadshedding (Stromausfall), die Ameisenstraße mitten durch mein Zimmer, die Unzuverlässigkeit der Menschen und die sozialen Unterschiede… »Also hier ist es schön, aber leben… leben wollte ich hier nicht!«, habe ich über Skype meiner Mama erzählt. Und wie es so oft ist mit der Liebe, offenbart sie sich nicht auf den ersten Blick.

Kapstadt hat sich klammheimlich in mein Herz geschlichen, mit seinen Menschen, die trotz ihrer harten Vergangenheit nichr verbittert sind. Mit der verschwenderisch-schönen Natur. Südafrika hat mich ganz verschluckt, mit Haut und Haaren. Es hat mich um den Finger gewickelt mit seiner Gelassenheit, Unpünktlichkeit und Lebensfreude.. Die Südafrikaner versuchen, das Leben leicht zu nehmen, wenn es denn geht. Ich nehme das Leben oft schwer. Und Kapstadt? Hat mir einen Stein vom Herzen genommen.

Ich mag nicht nur Kapstadt,
ich mag mich, wenn ich in Kapstadt bin.
Und ich möchte einen
Fehler nicht wiederholen...
Stellenbosch-Kapstadt-Weinregion

In der fünften oder sechsten Klasse war ich furchtbar schüchtern. Und es gab da diesen einen Jungen, Tarik. Jeden Tag beobachtete ich ihn auf dem Schulhof. Er war sehr hübsch, dunkle Haut, schwarze Haare und immer einen weißen Schal. Ich hab ihn angehimmelt, natürlich ohne jemals ein Wort zu ihm zu sagen. Irgendwann hat er Schule gewechselt und das war es dann mit meiner Schwärmerei. Wirklich kennen gelernt hab ich ihn nie – vielleicht hätten wir uns überhaupt nicht verstanden. Auf der anderen Seite – so konnte ich ihn auch viel einfacher anschmachten.

Was das mit Kapstadt zu tun hat?

Kapstadt ist vielleicht ein bisschen wie Tarik. Lässig, cool, unglaublich braun gebrannt und gutaussehend. Ich sitze da und ich himmle es an, wie das verliebte Menschen eben tun. Aber diesmal will ich es anders machen. Diesmal will ich nicht aus der Ferne schmachten und eines Tages feststellen, dass die Chance vorbei ist, festzustellen, ob etwas aus uns werden könnte.

Ich möchte mehr, als nur an der Oberfläche kratzen. Ich will wissen, ob wir zusammenpassen, Kapstadt und ich. Ob das eine glückliche Beziehung werden könnte, mit uns beiden. Bis ich irgendwann sagen kann: Hier bin ich Zuhause. Oder: Wir haben uns auseinander gelebt. Aber auf jeden Fall kann ich sagen, ich habe es versucht!

Und natürlich möchte ich einfach unheimlich gern mal am Meer wohnen 😉

 

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

4 comments

flowery August 7, 2016 - 8:37 pm

Toller Post, wird sicher gut werden, ist auch einfach eine Umstellung sowas.

xoxo

Flowery

BEAUTYNATURE

Reply
Kathi August 8, 2016 - 8:49 am

Danke dir! 🙂 Bisher ist alles super 😉

Reply
Mia August 11, 2016 - 11:33 am

Weißt du, was ich gerade gelesen habe? Die Dinge, die Menschen am Ende ihres Lebens am meisten bereuen sind die, die sie nie getan haben. Also: Go for it und genieß‘ es in vollen Zügen <3
Ein dicker Drücker und eine fantastische Anfangszeit, Mia

Reply
Kathi August 11, 2016 - 11:34 am

Oh das tu ich gerade meine Liebe, das tu ich. Ich sitze auf dem Balkon und arbeite mit Blick auf den Tafelberg am nächsten Blogpost ?

Reply

Schreibe einen Kommentar

* Mit der Nutzung dieser Kommentar-Form erklärst du dich damit einverstanden, dass wir deine Daten verarbeiten.