Kapstadt-Kolumne #3 — Zwei Wochen in Kapstadt…

by Kathi Daniela

Ich stehe müde am Gepäckband – warum ist fliegen nur immer so anstrengend, selbst wenn man eine Reihe für sich hat? – und starre den grünen und den grauen Koffer an, die nun zum dritten Mal an mir vorbei fahren. Ich weiß, dass mein Koffer nicht mehr kommen wird, trotzdem bleibe ich stehen, bis das Gepäckband anhält. Eine nette Security-Beamte deutet auf das Turkish Airlines Office am Ende der Gepäckhalle. »You can claim your baggage there, Miss.« Ich bin zu müde und zu froh, endlich in Südafrika zu sein, um mich noch aufzuregen. Schließlich habe ich auf wortwörtlich den letzten Sprung meinen Flug in Istanbul noch erwischt. Irgendwie klar, dass mein Koffer es nicht geschafft hat. Ich gebe meine Kontaktdaten an, wie mein Koffer aussieht und meine Adresse. »Oh, Sedgefield«, der nette Beamte wiegt den Kopf, »We have to put your luggage on a flight to George first and then drive it down to Sedgefield. That could take a couple of days.« Jetzt macht sich doch leichte Verzweiflung in mir breit – mein ganzes Leben ist in dieser harmlosen Reisetasche, die irgendwo in Istanbul am Flughafen rumsteht. Erinnerungen, Bücher – und vor allem mein Shampoo, Duschgel und Unterwäsche zum wechseln. Fabelhaft.

Welcome to Africa!

Ich werde glücklicherweise von meinen Reisebegleitern für ein langes Wochenende in Sedgefield liebevoll mit Boxershorts und T-Shirts zum Schlafen, Shampoo, Zahnpasta und Socken zum Wechseln verwöhnt. Wie es ist, mit 20 Leuten in Urlaub zu fahren, von denen man genau eine einzige Person kennt? Fabelhaft!  Ich habe die ersten Tage in Afrika mit Wanderungen und Craft-Market-Besuchen verbracht. Mit Gesprächen mit Personen von allen Kontinenten dieser Welt. Über Politik und Sport und einfach Reiseerfahrungen. Über Kulturen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Mit Pub Quizzes und Tabu. Mit Braai und Space Brownies, mit Nächten unter dem Sternenhimmel, in denen man die Milchstraße sehen kann und mit Tagen am Strand – faul dasitzen, die Wintersonne ins Gesicht scheinen lassen und genießen, hier zu sein.

Nach fünf Tagen habe ich nicht nur neue Freundschaften geschlossen, ich habe auch das Gefühl, schon ewig hier zu sein, in Südafrika. Als wir Dienstagabend in den Sonnenuntergang fahren, fühle ich mich, als würde ich auch nach Hause kommen. Zurück nach Kapstadt! Nach neun Monaten Sehnsucht, Liebeskummer und In-Erinnerungen-Schwelgen taucht die Silhouette des Table Mountain am Horizont auf, in rosarote Watte gepackt, und in mir steigt die Vorfreude hoch, wie Blubberblasen in einer Dose Sprite.

Oh Cape Town... how I missed you!

Und jetzt, zwei Wochen später liege ich Samstagvormittag verkatert im Bett. Die südafrikanische Sonne strahlt von einem Himmel, der so blau ist, wie ich es bisher nur in Afrika gesehen habe. Wie kommt es, dass das blau hier blauer ist und die Farben satter? Zwei Wochen Afrika! Und noch kommt es mir vor wie ein verrückter, abgedrehter Urlaub. Ein buntes Kaleidoskop aus Menschen und Orten und gutem Essen, fabelhaftem Wein und zu vielen Zigaretten. Ich bin hier, in Kapstadt. Und wir fangen gerade an, uns wieder besser kennen zu lernen. Beginnen von Neuem zu daten. Kapstadt ist noch die Stadt, die ich vor über einem Jahr kennen gelernt habe. Na gut, vielleicht nicht ganz. Meine rosarote Brille hat ein paar Realitätsstreifen bekommen. Und dennoch: Es läuft gut mit uns beiden! Wirklich, das könnte was Ernsthaftes werden, soviel kann ich mit Sicherheit sagen.

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2 comments

Mia August 21, 2016 - 7:01 pm

Yeah! Dein Strahlen sieht definitiv nach „Das könnte was Ernstes werden“ aus. Nur weiter so 😉
Ein dicker Drücker zu dir, Mia

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Kathi August 22, 2016 - 3:08 pm

Danke meine Liebe <3

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