Es ist Sommer in Kapstadt. Alles blüht wie wild, die Sonne scheint munter ihre 10 – 12 Stunden am Tag, die Strände laden zum Verweilen ein … und die Touristen strömen in die Mother City. An manchen Tagen höre ich mehr Deutsch als Englisch auf den Straßen. Und obwohl ich erst seit einem Vierteljahr in der schönsten Stadt auf der südlichen Hemisphäre lebe und weit davon entfernt bin, ein Local zu sein, teile ich mit ihren Einwohnern schon eine Gemeinsamkeit:
Die Abneigung gegen Touristen
Sie sind leicht zu erkennen. Sie tragen große Kameras, aber extra unauffällige Kleidung, weil sie in einem Reiseführer gelesen haben, dass in Kapstadt Wertgegenstände nicht offen getragen werden sollen, weil das zu Raubüberfällen führt. Im Gegensatz zu Kapstädtern ziehen sie bei 22 Grad und einem frischen Southeaster nicht die Jacke an, sondern aus. In ihren Trekkinghosen mit Zipper am Knie und Wanderschuhen sind sie auch ohne Rolex sofort zu identifizieren.
Sie blockieren in Bo-Kaap alle Straßenzüge mit farbigen Häusern, sodass ich mit dem Auto kaum zur Arbeit durchkomme. Mit den Touristen, kommen die Bettler in die Stadt, die Long Street wird zum Spießrutenlauf und da ich offensichtlich nicht aussehe wie ein Südafrikaner, muss auch ich mich der »Miss, Miss, a couple of Rands, please, Miss, Miss«-Rufe erwehren. Es ist manchmal anstrengend. Nur am Morgen mag ich die Long Street noch, wenn ich zur Arbeit laufe, weil wegen der dicken Reisebusse in Bo-Kaap eh kein Durchkommen ist. Ach, ist das schön ruhig am Morgen, wenn all die Deutschen, Niederländer und Amerikaner noch selig in ihren Betten schlummern …
Die Preise steigen und die Portionen in den Restaurants werden kleiner. Wanderungen auf dem Table Mountain und dem Lion’s Head werden zur Herausforderung und die Parkplatzsuche in der City Bowl oder an den beliebten Wochenendspots sowieso.
Die Straßen nach Muizenberg und Kalk Bay sind verstopft und der Sonnenuntergang auf dem Signal Hill gleicht mehr einem Public Viewing als einem romantischen Stelldichein, um rosarote Zuckerwattewolken zu betrachten.
Wie einem Teenager in der Pubertät, der es ständig übertreibt. Und deshalb schimpfe ich wie sie auf die Touristen, während ich überlege, für den Rest des Jahres nach Jozi zu fliegen. Und während ich selbst noch versuche, mich an Begriffe wie »now now« und »lekker« zu gewöhnen und manchmal immer noch unhöflich bin weil ich vergesse mit »howzit« zu grüßen, fühle ich mich doch schon Capetonian genug um zu sagen: Die Touristensaison ist die Schlimmste!

2 comments
Toller Blog, schaue hier immer mal wieder gerne rein. Möchte auch mal wieder gerne Reisen, reise schon seid 8 Jahren nicht mehr. 🙁
Hey Ayna,
Freut mich, dass du immer wieder mal rein schaust 🙂
Ja…leider lässt die Zeit und so viele andere Dinge das Reisen oft nicht zu. Aber vielleicht hast du ja dieses Jahr die Gelegenheit zu ein paar Kurztrips 🙂
Liebe Grüße
Kathi