Kapstadt-Kolumne #10 — Luxusprobleme einer Auswanderin

by Kathi Daniela

Manchmal vermisse ich den Regen...

Ja, ganz im Ernst. Ich vermisse es, aufzuwachen und aus dem Fenster zu schauen und nichts zu sehen als grau. Tiefhängende, graue Wolken. Menschen mit grauen Gesichtern auf der Straße. Grauer Asphalt auf dem sich die ersten Pfützen bilden. Und Regen, so beständig, dass ich die einzelnen Tropfen deutlich erkennen kann.Es regnet nicht oft hier in Kapstadt. Und wenn doch einmal, dann nur für fünf Minuten. Dafür ist es windig. 

Ich mag ihn nicht, den Wind. Manchmal ist er so stark, dass ich Mühe habe, die Haustür zu öffnen. Oder zuzumachen. Da ist mir der Regen lieber.

Ich vermisse es, aus dem Fenster zu schauen, den Regen zu sehen und einfach nur Zuhause zu bleiben. Mit einer heißen Tasse Tee. Auf der Couch, meine Lieblingsserie auf Repeat. Essen bestellen. Oder aus den Resten was zaubern, die noch im Kühlschrank zu finden sind. Hier findet das Leben draußen statt. Das ist super. Ich liebe den Strand, ich liebe Parks. Ich liebe es, in der warmen Abendluft ohne Jacke um 10 Uhr nachts draußen vor einer Bar zu sitzen und eine Zigarette zu rauchen. Ich liebe es unterwegs zu sein. Doch manchmal vermisse ich den Regen, das einigeln. Das Besinnen, die Ruhe.

Ich vermisse es, das Fenster zu öffnen und den Duft von nassem Asphalt und frischer, feuchter Erde einzuatmen. Ich vermisse den Geruch von reingewaschener Luft. Ich vermisse, wie sauber die Straßen und die Häuser nach einem Regenguss aussehen. Reingewaschen. Fast wie neu. Hier ist Staub überall. Staub auf meinem Auto, Staub auf den Fensterscheiben, Staub, den wir in die Wohnung tragen. Der Signal Hill hinter unserem Fenster brennt. Es ist kaum genug Wasser da, die Flammen zu löschen.

Ich vermisse es, wie ein kleines Kind in Pfützen zu treten. Ich vermisse die Freude, die ich verspüre, wenn nach einem Regentag die Wolken langsam aufbrechen und die Sonnenstrahlen anfangen, in den Pfützen auf dem Gehweg zu tanzen. Ich vermisse das Wertschätzen der schönen Tage, die viel zu selten sind.

Und wenn es dann doch in Kapstadt mal regnet – schimpfe ich aufs Wetter.

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