Wochenendtrip nach Belgien – 72 Stunden, 3 Städte

by Kathi Daniela

Pommes, Bier und Waffeln.
Kleine Kanäle, Backsteinbauten und französisches Laissez-fair.
5 Tage Belgien … 

Es ist kurz nach acht an einem Donnerstagmorgen, als wir auf dem Flughafen Brüssel-Charleroi landen, der eigentlich näher an der französischen Grenze ist, als Brüssel. Hier in Belgien waren für heute 25 Grad angesagt – meine Jeansjacke und knöchelfreien Jeans haben aber nicht mit den frostigen morgendlichen Temperaturen gerechnet, während wir auf unseren Bus nach Ghent warten.

In der flughafeneigenen Brauerei wird schon vor dem Frühstück belgisches Bier verkostet – aber wir alles wissen ja: Der Flughafen ist ein Ort, an dem gesellschaftliche Normen nicht gelten, wenn es um Essen und Alkohol geht. Ich kann mich momentan nur auf einen Kaffee freuen.

Dann kommt der Bus an, wir springen rein, fahren an grünen Wiesen vorbei, über denen der Nebel hängt. Ein paar kleine Häuschen ziehen vorbei, Schnarchen erfüllt den Bus. Ich blinzle in die Sonne, die sich durch die Wolken kämpft und döse weg. Hi, Belgien. Schön dich zu sehen, ich freu mich, dich kennen zu lernen.

Wir sind mit Ryanair von Prag nach Brüssel-Charleroi geflogen, weil die Zeit keine Zugfahrt erlaubt hat. Von Köln aus kommt man jedoch innerhalb von zwei Stunden nach Brüssel, direkt ins Stadtzentrum zum Bahnhof Midi. Ansonsten lassen sich innereuropäische Zugfahrten gut auf der Plattform seat61 recherchieren.

Hej, Gent!

Gerade mal um die 250.000 Einwohner, überwiegend niederländisch, mehr als 9.800 kulturhistorisch wertvolle Gebäude und jede Menge Kanäle – das ist die Hauptstadt von Flandern!

Als wir ankommen, um 9.30 Uhr, schläft Gent jedoch noch ein bisschen, im Hostel herrscht gähnende Leere und nur auf mein Betteln hin schmeißen sie die Kaffeemaschine im verwaisten Speisesaal noch einmal an.

Besser und zentraler hätten wir eigentlich gar nicht wohnen können, als im Hostel De Draecke in einer total stillen Seitenstraße, aber gleichzeitig nur fünf Gehminuten von der Burg Gravensteen entfernt.

Für Gent nehmen wir uns zwei Tage  Zeit, schauen kein einziges Mal auf einen Stadtplan oder in einen Reiseführer. 

Es gibt sicherlich auch von Innen viele Museen und historische Bauten zu entdecken – wir genießen den Vibe der Stadt lieber draußen, vor den Bars und Cafés spielt sich bei schönem Wetter das Leben auf der Straße ab. Pommes, ein Karameliet Triple und gute Gespräche unter Freunden, mehr brauchen wir nicht, um Gent zu lieben!

Die bekanntesten Pommes Gents gibt’s bei Frituur Bij Filip, einer winzig kleinen Imbissbude, die versteckt am Pensmarkt liegt. Nur Pommes, zur Auswahl ein paar Soßen, nichts luxuriöses, aber lecker. 

Ein typisch flämisches Stew zum Abendessen hatten wir in der Brasserie t’Vrijdagsgevoel. Vielleicht kein Geheimtipp von Locals, aber trotzdem ein guter Spot. 

Nur ein paar hundert Meter weiter:  Das Bierhaus Dulle Griet. 507 unterschiedliche Biersorten machen die Auswahl schwer, weit hinten in den Räumlichkeiten des Restaurants, wo Blechschilder an der Holzwand hängen und man nicht sieht, wie der Tag draußen langsam vergeht, sind wir stundenlang versackt! 

Auch toll für einen Absacker am Abend und direkt am Kanal ist das Bierhaus Het Waterhuis aan de Bierkant. Hier sind wir in einem hübschen Biergarten gesessen. 

Und eine Tipp für eine lokale Kneipe hab ich dich noch: Nur fünf Minuten von unserem Hostel entfernt treffen sich junge Menschen im ‚t Floere Foefke, wo das Bier billig aber gut ist und die Einrichtung aus den 80ern.

Antwerpen Hauptbahnhof

Es gibt kein schlechtes Wetter zum Shoppen, nur schlechte Shops! Aber nicht in Antwerpen…

Hip Antwerp...

Regnerisch, windig, kalt – gar nicht juli-mäßig begrüßt uns Antwerpen. Leider. Das Sightseeing fällt damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. 

Trotzdem sind wir schon begeistert von der Stadt, als wir aus dem Zug aussteigen. Der Hauptbahnhof ist beeindruckend (der Baustil heißt Eklektizismus, kannte ich nicht, musste ich erstmal googlen).

Und auch sonst wirkt Antwerpen irgendwie eklektisch – zusammengewürfelt und geprägt von all den Leben, Traditionen, Geschichten, die hier im zweitgrößten Seehafen Europas an Land gingen.

Eine Stadt, in der man sich verlieren kann und die ich so gerne mit einem Local erkundet hätte! Ein anderes Mal vielleicht.

Location-Tipps

1. Pommes in Antwerpen haben wir bei Frites Atelier gegessen. Außen kross, innen weich, dazu – absolut genial – Erdnusssoße und Mayo. Echte Empfehlung!

2. Second-Hand-Shopping geht auch ziemlich, ziemlich gut in der Hafenstadt! Fündig geworden sind wir zum Beispiel bei: Think Twice, Labels Inc. und Melting Pot Kilo. Davon abgesehen gibt es so viele lokale Concept Stores in Antwerpen – ein Traum!

3. Guten Kaffee gefunden haben wir im Break Point, direkt in der Innenstadt aber abseits der Menschenmenge.

Brügge sehen und sterben…

Unseren dritten Tag widmen wir der bekanntesten belgischen Stadt. Nur eine halbe Stunde Fahrzeit mit dem Zug von Gent entfernt liegt Brügge. UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt,  etwas über 100.000 Einwohner und rund 8 Millionen Touristen pro Jahr…

Das macht immerhin fast 22.000 Besucher pro Tag, wenn man es runterbricht und die lassen sich auch von weniger gutem Wetter nicht abhalten.

Brügge soll unter die Haut gehen, verspricht die offizielle Tourismus-Website, unergründlich sein und deshalb erst Recht mit Genuss erkundet werden. Der bleibt für uns – ehrlich gesagt  – ein wenig auf der Strecke. In den kleinen Kopfstein gepflasterten Gässchen kann ich nichts spüren, dass mir unter die Haut geht.

Im Gegenteil kribbelt sie eher unangenehm, weil mir Scharen von Touristen zu nahe kommen, wenn sie sich rücksichtslos an einem Pferdegespann vorbeidrücken und dabei fast überrollt werden.

Wir laufen fünfmal im Kreis, entdecken aber nicht vieles, was uns überrascht, nicht viel Neues, das uns zum Bleiben überreden wollen würde. 

Schließlich setzen wir uns in irgendein Restaurant, schnacken ein bisschen mit dem Kellner – und lachen so laut und lang wie seit einer Weile nicht mehr, als meiner Freundin eine Taube ins Bierglas kackt. Was für ein Sinnbild für diesen Ausflug.

Ich will hier nichts schlecht machen: Natürlich, Brügge ist schön, architektonisch und die Kanäle traumhaft. Doch Gent gefällt mir besser, hat mehr Charme und weniger Menschenmengen zu bieten, genauso viel Geschichte aber dafür reasonable prices. Und das Bier ist in Belgien sowieso überall gleich gut.

Location-Tipps

Bei einem Bier dem Trubel einfach nur zuschauen, das haben wir in einem kleinen Restaurants direkt gegenüber des Horse Head Fountain gemacht. Ich kann mich leider nicht an den Namen erinnern, aber es gab dort Brügger Bier und wir saßen neben einem unglaublich süßen belgischen Paar, mit denen ich leider auf französisch nicht so viel reden konnte, wie ich es gerne hätte.

How to get around

In Belgien lohnt sich der Zug so richtig! Wir haben unsere Homebase in Gent aufgeschlagen, was sich im Nachhinein als genau richtig erwiesen hat. Die Stadt hat uns wirklich am allerbesten gefallen und liegt zentral zu allen anderen Orten, die wir besucht haben.

Nach Brügge und Brüssel sind es nur rund 30 Minuten mit dem Zug, nach Antwerpen etwa eine Stunde. Auch die Zugtickets waren günstig. Nach Brüssel haben wir für eine einfache Fahrt 5 Euro bezahlt, nach Brügge 9 Euro. Die Fahrt nach Antwerpen war mit 12 Euro one way am „teuersten“.

Und dafür haben wir uns nervige Check-Ins, Koffer schleppen zur neue Location und ständiges ein- und auspacken gespart. Am Ende sind wir so glaub ich sogar günstiger weggekommen.

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1 comment

Pauline - A Millennial Girl April 12, 2020 - 4:03 pm

My country ♡ It’s incredible how living abroad make me realize the beauty and charm of my country. Thank you for this article

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