»Howzit?« begrüßt mich der Ladenbesitzer mit dem blonden Hipster-Bart und dem Surfer-Look, »Perfekter Tag zum Biken!«
Ich grinse breit und teile ihm mit, dass ich mir das auch gedacht habe – obwohl ich wirklich nicht weiß, warum ich Anti-Sportskanone mir das antue. Der Ausblick werde mich entschädigen, verspricht er und fragt mich nach meiner Körpergröße, um mir das perfekte Rad bringen zu können. Ich bekomme noch eine kostenlose Trinkflasche dazu.
»Wenn ich bis heute Abend nicht da bin, lieg ich entkräftet im Straßengraben – wäre nett, wenn Sie dann mal nach mir schauen könnten«, scherze ich und er lacht.
»Have fun! Cheers, see you later.«
»Cheers«, winke ich und hebe mein geliehenes Rad ganz semi-professionell über die paar Stufen, die zur Eingangstür des Ladens führen. Bevor ich auf den Sattel steige, schieb ich’s aber erst mal um die nächste Ecke – das Ding ist ziemlich groß und ziemlich sperrig und hat mir meinem Damenrad im Amsterdam-Style nicht besonders viel gemeinsam. Da will ich mich lieber nicht vor den Augen der sportlichen Afrikaner im Bike-Laden blamieren.
Ich habe perfekte Bedingungen für meinen Ausflug – um die 25 Grad, ein laues Lüftchen, strahlender Sonnenschein.
Und ich habe ein großes Ziel vor mir:
Ich möchte den Chapman’s Peak Drive hochradeln
Von Hout Bay aus führt die malerische lange Küstenstraße südlich von Kapstadt neun Kilometer von Hout Bay nach Noordhoek. 114 Kurven und 160 Höhenmeter gilt es zu überwinden – und zwar nur, indem ich in die Pedale trete. Dafür spare ich mir aber die 40 Rand Mautgebühren, die es für Autofahrer zu berappen gilt. Die Jungs an der Mautstelle winken mich bloß durch.
»Viel Spaß«, rufen auch die mir lachend nach. Ist es Ironie? In meinen Jeans-Shorts wirk ich wohl nicht unbedingt wie der professionelle Radler. Und der Aufstieg ist hart! Schon nach ein paar Metern trampeln in die Pedale spür ich die Muskeln in meinen Waden und meinen Oberschenkeln.
Fitte Kapstädter ziehen mit ihren Bikes an mir vorbei, Reisebusse dröhnen über den Asphalt und ich hab Angst, in den Straßengraben gedrängt zu werden als ein besonders riesiges Exemplar mit Springboks-Aufdruck viel zu schnell neben mir in die Kurve brettert. Aber ich hab’s ja nicht eilig.
Ich gönn mir hier und da eine kleine Tretpause, in der ich das Gefühl habe, rückwärts zu rollen, so steil geht es bergauf. Spontan beschließe ich, das rauchen aufzuhören und glotze einfach nur runter aufs Meer. An der Hout Bay Bucht mit ihrer perfekten Halbmondform kann man sich nicht satt sehen.
Mit Krämpfen in den Waden, keinem Hauch Luft mehr in der Lunge, schweißnasser Stirn und einer gehörigen Portion Stolz lege ich eine Pause auf dem Aussichtspunkt Champan’s Peak ein – 160 Meter geschafft! Ich beschließe, zu warten, bis der chinesische Reisebus verschwunden ist, dann noch ein wenig den Ausblick zu genießen und die letzte Hälfte nach Noordhoek einfach nicht zu fahren.
Dafür sollte man wohl doch etwas fitter unterwegs sein. Ein Radler hält neben mir. Kaffeebraune Haut, schickes weißes Trikot. Er sieht ziemlich adrett aus darin und da ist kein Tropfen Schweiß auf seiner Stirn. Er beobachtet mich kritisch beim Cola trinken.
»Nicht gut, die Kohlensäure«, warnt er.
»Nicht gut, die krasse Auffahrt«, kontere ich und er lacht.
Er sei von Noordhoek gekommen und schon wieder auf dem Rückweg. Ich verbeuge mich anerkennend und er lacht noch mehr. Die Aussicht sei es aber doch wert, oder nicht? Klar, erwidere ich, in Südafrika sei die Aussicht es immer wert!
Und die genieße ich dann auch gebührend auf dem Rückweg – ohne überhaupt einmal in die Pedale zu treten, rolle ich die Straße runter, der Wind weht mir durch die Haare, die Proteas blühen am Straßenrand und ich fühle mich wie die Protagonistin in einem Nicholas-Sparks-Film, nur noch viel, viel besser!
Sich einfach unglaublich gut fühlen – Südafrika macht das mit einem…
Übrigens: Ich habe mein Bike bei Complete Cyclist in Hout Bay gemietet:
Complete Cyclist Store
35 Victoria Avenue // Hout Bay // Öffnungszeiten: 9-18.00 Uhr, Samstag 9-13.00 Uhr //Telefon: 021 790 7118

2 comments
Die Variante mit dem Bike ist mir bisher gar nicht untergekommen. Sehr cool! Aber auch mit dem Auto habe ich tolle Erinnerungen an die Ausblicke…
Ja, kann man in Hout Bay ganz günstig mieten. Vielleicht was für deinen nächsten Trip 🙂