3 Tage in Shanghai

by Kathi Daniela

Wer denkt, New York ist die Stadt, die niemals schläft, der war noch nicht in Shanghai! 24 Millionen Einwohner, 31 Millionen Schiffs-Container und fast acht Millionen Touristen pro Jahr – die chinesische Metropole ist definitiv eine Stadt der Superlative! Und als ich meinen ersten Blick auf Shanghai erhasche, kann mein Gehirn noch gar nicht begreifen wie groß sie wirklich ist.

In einer Lawine aus Blech schiebt sich unser Bus der Megacity am Jangtse entgegen. Die Luft vibriert von Motoren und Hupen, während sich vor uns die untergehende Sonne gold-rosa in den verglasten Wolkenratzern der Skyline spiegelt. Drei Tage erwarten mich in dieser Millionen-Metropole, irgendwo zwischen Tradition und Moderne, Ruhe und Menschenmassen, Superlativen und kleinen Schönheiten.

Wir nehmen uns im Hotel nicht lange Zeit, den heute ausnahmsweise einmal smogfreien Ausblick aus dem zwölften Stock zu genießen. Es zieht mich nach draußen, ich will eintauchen in diesen concrete jungle, will mich von den Straßenschluchten verschlucken lassen. Große Städte haben schon immer eine faszinierende Anziehung auf mich ausgeübt – sie schüchtern mich nicht ein, überfordern mich nicht. Sie geben mir ein Gefühl der Freiheit, als könnte ich in der Anonymität noch viel mehr ich selbst sein.

Es ist schon dunkel, als wir uns die Nanjing Road entlang schieben, die von Menschen nur so wimmelt. Shanghais berühmte Einkaufsstraße blinkt und glitzert mit bunten Billboards und Schildern bekannter Markengeschäfte. Ich blicke nach oben, kann den Himmel nicht sehen, atme tief ein und rieche Frittiertes, viele Menschen und Abgase.

Es macht mich glücklich – und dennoch freue ich mich, als sich die Straßenschlucht vor uns öffnet und den Blick auf den Bund freigibt, die Uferpromenade am Huangpu-Fluss. Der Blick auf die Wolkenkratzer von Pudong am anderen Ufer lässt mich sprachlos werden. Ich war noch nie in New York oder irgendeiner anderen Metropole dieser Größe und die schillernden Lichter, die hunderte Meter hohen Gebäude, das lässt Kindheitsträume für mich wahr werden!

Die besten Skyline-Ausblicke: 

Die Bar Rouge hat wahrscheinlich einen der besten Ausblicke auf die Skyline von Shanghai. Die Drinks sind teuer und hier feiern vor allem Expats, aber die Dachterrasse ist den Preis definitiv wert! Wir feiern hier, bis Shanghais Party People uns in die Knie zwingen – mit ihnen können wir, gejetlagged wie wir sind, irgendwann nicht mehr mithalten.

Visum

Für China brauchen auch deutsche Staatsbürger ein Visum, das in einem speziellen Visa Application Center beantragt werden muss. Es gibt mehrere davon in ganz Deutschland. Die Gebühren für das Visum liegen aktuell (2020) bei 125 Euro.

Allerdings gibt es für deutsche Staatsangehörige, die nach Shanghai einreisen und innerhalb von 144 Stunden in ein Drittland weiterreisen die Möglichkeit, sich für ein kostenloses Transit-Visum anzumelden. Das Visum gilt dann aber nur für eben diese sechs Tage und nur für die Yangtze-Delta-Region.

Geld und Kreditkarte

Deutsche Bank- und Kreditkarten sind in China nur sehr beschränkt einsetzbar. Eigentlich konnte ich nur bei großen, internationalen Ketten wie Starbucks oder McDonald’s mit meiner ausländischen Karte bezahlen – tatsächlich hat mich das ein oder andere Mal der Hunger dazu getrieben, weil ich keine andere Möglichkeit hatte, irgendwo zu bezahlen. 

Es ist also auf jeden Fall sinnvoll, Bargeld dabei zu haben. Auch das Abheben ist aber nicht überall möglich – mit meiner Kreditkarte hat es nur bei der Bank of China funktioniert.

on top of the city: shanghai tower

Der nächste Morgen beginnt zu früh für mich, der Mund trocken, der Magen rumort, es war mindestens eine Vodka-Cranberry zu viel. Der Hangover bleibt aber nicht lange – er macht meiner Höhenangst Platz, die sich gleich bemerkbar macht, als ich nur den Kopf in den Nacken lege, um den Shanghai Tower hinaufzublicken. Und bei 632 Metern muss ich den Kopf ganz schön weit zurücklegen. Oben, auf der Besucherplattform auf 561 Meter, traue ich mich nur mit geschlossenen Augen – und für ein Foto – an die Glasscheibe heran.

Nach diesem Bollwerk aus Stahl und Glas brauchen wir ein wenig Ruhe und Entspannung – die ist in Shanghai natürlich nicht ganz so leicht zu finden. Doch trotz der vielen Menschen finde ich den Yu Garten im Stadtzentrum überraschend erdend und beruhigend. Wer an Feng Shui glaubt, wird mir hier sicher zustimmen, doch wie der Garten aufgebaut ist, wie seine sechs Teile überraschend fließend die vier Elemente miteinander verbinden, die schützenden Berge, die sanften Hügel und das Gurgeln des Wassers, gibt mir ein unheimliches Gefühl der Harmonie. Das auch weiter anhält, als wir mit Blick über die Stadt eine Tasse Jasmintee trinken, während sich die gräuliche Dämmerung über die Stadt legt. Heute Abend gibt es keine Party für uns – nur gemütliche Hotelbetten.

SOCIAL MEDIA UND VPN

Nicht nur Google-Dienste, sondern auch Facebook, WhatsApp und Instagram sind in China gesperrt und können ohne einen VPN nicht genutzt werden. Manche Hotels haben zwar ihrem WiFi einen VPN vorgeschaltet, damit die ausländischen Gäste trotzdem surfen und ihre Emails checken können, allerdings ist darauf kein Verlass. Auf jeden Fall solltet ihr also vor Reiseantritt (wichtig, denn der Google Play Store ist in China auch gesperrt!) einen VPN herunterladen. Bei mir hat der Turbo VPN relativ zuverlässig funktioniert, er war sogar kostenlos. Ansonsten googelt einfach, was Leute sonst so für China empfehlen.

Restaurant Tipp: 

Gegründet im Jahr 1900 ist das Nanxiang Steamed Bun Restaurant eine Shanghaiaer Institution. Die Schlange vor der Tür scheint lang, bewegt sich aber schnell. 

Die Baozi sind lecker, obwohl es sich sicherlich um eine Touristen-Attraktion handelt. Gefüllt mit Fleisch oder – und das habe ich in China oft vermisst – Gemüse. Ein Signature Dish ist wohl ein Riesen-Bao gefüllt mit Suppe, den man mit Strohhalm bekommt. Probiert habe ich ihn aber nicht.

Die französische Konzession erkunden:

Die französische Konzession, gegründet im Jahr 1849, war für viele Jahre die Wohngegend schlechthin für wohlhabende Expats in Shanghai. Auch heute noch umgibt sie ein sehr europäischer Flair mit Plantanen-Alleen, gußeisernen Balkonen un, außerdem – wie sollte es anders sein, bei einem französischen Viertel – den besten Bäckereien der Stadt.

Wir erkunden das besondere Stadtviertel auf drei Rädern – nämlich mit einer Motorradtour. So hat man sicherlich den schnellsten Überblick über das verwinkelte Stadtviertel – wer die französische Konzession gerne auf die gleiche Weise erkunden möchte, findet hier ein Angebot für eine halbtägige Motorrad-Tour*. 

tianzifang – das künstlerviertel ohne seele?

Viel habe ich mir erwartet von unserem Stop in Tianzifang, das alte Künstlerviertel, in dem sich Designerläden and Cafés und Kunstgalerien reihen und das erst Ende der 90er Jahre renoviert wurde. Ich habe mich auf kleine Kunsthandwerksstätten und versteckte Schätze gefreut. 

Doch Tianzifang ist ganz anders – ja, es ist das versprochene Labyrinth kleiner Gässchen, die sich von der lauten Hauptstraße wegdrängen und das Gefühl geben, auf einmal ganz weit weg von der Großstadt zu sein. Ja, es gibt süße Cafés und kleine Shops, die definitiv lokal sind. Aber was es überwiegend gibt, sind Touristenmassen, die sich durch die kleinen Gassen drängen und Restaurants, die Paulaner Weißbier und Bratwürste mit Sauerkraut anbieten. 

Sicherlich gibt es ihn irgendwo noch, den wahren Charme von Tianzifang. Wahrscheinlich versteckt er sich irgendwo hinter den kleinen Gässchen, in denen sich niemand außer verrostete Drahtesel aufhalten. Ich habe ihn aber leider nicht finden können.

China verabschiedet sich mit Regen, als wir dem Jadebuddha-Tempel noch einen kurzen Besuch abstatten, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen. Die Tempelmauern verschlucken die Geräusche der Metropole und ich höre nichts, außer dem Platschern des Regens auf dem Asphalt. Ich atme den Duft nach Regen, Abgasen und Räucherstäbchen ein letztes Mal tief ein – eine Mischung so verwirrend und vielfältig wie Shanghai selbst und frage mich: Was wird diese Stadt, die sich so schnell wandelt und neu erfindet, für mich bereit halten, sollte ich einmal wiederkommen?

Ich wurde vom Fremdenverkehrsamt China und Reiseland China zu dieser Reise eingeladen. Vielen Dank für die Organisation und diese einmalige Erfahrung.

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