Wer in München wohnt, lebt vielleicht nicht in der schönsten Stadt Deutschlands, aber sicherlich in einer der am besten angebundensten. Über Ostern schnell man nach Bella Italia? Ein Roadtrip von München aus in den Süden ist wirklich ein Katzensprung. Fünf Stunden nach Slowenien, fünf Stunden nach Italien oder sieben nach Kroatien – das lohnt sich auch schon für ein langes Wochenende!
Und genau das haben wir über Ostern auch gemacht – Sachen gepackt, ein Auto gemietet und los! Und was soll ich sagen: Roadtrips sind zwar immer ein klein wenig teurer und stressiger, als wenn man bei einer Städtereise mehrere Tage am gleichen Ort bleibt. Aber sie sind trotzdem einfach meine liebste Art zu reisen. Losfahren, wann man will. Anhalten, wo es einem gefällt, zwischendrin einfach mal das wunderschöne Panorama genießen. Das ist für mich der Inbegriff von reisen.
Von München nach Italien ans Meer
Wir haben 24 Stunden in Trieste. Als wir ankommen, fallen mir als erstes die Roller auf. Vespas überall. Auf der Straße, auf den Gehwegen, auf den extra dafür angelegten Vespa-Parkplätzen. Und die Lautstärke. Das Hupen und das Rufen. Italiens Luft vibriert einfach mit Geräuschen und die warme Sonne scheint alles nur noch zu verstärken. Ich war schon lange nicht mehr in Italien. Seit ich 17 war eigentlich, und den letzten Sommerurlaub mit meinen Eltern am Gardasee verbracht habe. Und ich genieße die Leute, die Wärme, die Gelassenheit und natürlich die Möglichkeit auf Pizza, Pasta und Aperol Spritz an jeder Ecke.
triest – eine stadt mit
turbulenter vergangenheit
Wer an Italien denkt, der denkt an die Toskana und Cinque Terre, Venedig und vielleicht noch Mailand und den Gardasee. Aber Trieste? Steht jetzt eher bei nicht so vielen auf der Reiseliste.
Aber die norditalienische 200.000-Einwohner-Stadt direkt an der slowenischen Grenze war eine positive Überraschung. Italien, Österreich und Slowenien. Leicht heruntergekommene Häuser in altem austro-ungarischem Glanz, süße italienische Geschäfte, die sich in kleine Gassen zwängen und das typische Lebensgefühl einer Mittelmeer-Nation.
Erst seit 1975 gehört Triest ganz offiziell zu Italien, davor war es zerrissen von Streitigkeiten zwischen Italien und Jugoslawien und viele Jahre lang in unterschiedliche Zonen aufgeteilt von mehreren Mächten verwaltet. Viele Triestiner verließen deshalb ihre Stadt, um im Ausland zu leben.
Das spürt man noch. Triest ist nicht reich wie Mailand oder touristisch wie Venedig. Neben Italienisch hört man auch jede Menge Kroatisch oder Slowenisch auf den Straßen, die zahlreichen Kaffeehäuser erzählen von der Nähe zu Österreich.
Unter allen italienischen Städten bietet Triest aber mit die höchsten Lebensqualität und die Menschen scheinen ihre turbulente Geschichte ganz gut verdaut zu haben – obwohl die Jugenarbeitslosigkeit doch bei rund 20 Prozent liegt.
anreise
Wir sind mit dem Auto angereist, von München sind es nicht ganz 500 Kilometer und damit knapp sechs Stunden Anreisezeit.
Unsere langen Fahrten stellen wir immer auf Blablacar ein, damit sich die Fahrt mehr lohnt, das Auto voll ist und wir ein bisschen Maut- oder Spritgeld bekommen. Mal ganz davon abgesehen, dass Ridesharing einfach umweltfreundlicher ist, als zu zweit über die Alpen zu fahren.
In acht Stunden könnt ihr von München auch mit dem Bus fahren, da müsst ihr in Ljubljana umsteigen. Dort könnt ihr dann aber auch alternativ gleich einen Nachmittag verbringen.
Das Flugzeug möchte ich als Alternative bei einer so kurzen Strecke nicht empfehlen, Verbindungen gibt es aber natürlich.
unterkunft und parken
Trieste ist eine kleine Stadt, wir haben die öffentlichen Verkehrsmittel nicht benutzt, sondern sind nur gelaufen. Eine halbwegs zentrale Unterkunft ist da sicher von Vorteil. Wir hatten eine ganz in der Nähe des Muzio-Tommasini-Park, die ich euch leider aber überhaupt nicht empfehlen kann.
Ich habe selten so eine dreckige Küche und so ein heruntergekommenes Bad gesehen und ich war froh, dass wenigstens unsere Bettwäsche sauber war und wir nach einem Tag wieder ausgezogen sind!
Parken ist in Trieste, wie in allen italienischen Großstädten eine echte Herausforderung, wir haben wirklich lange nach einem Parkplatz gesucht, haben dann aber einen kostenfreien gefunden. Die blauen Markierungen sind für Anwohner gedacht, gelbe Markierungen kosten pro Stunde, sind aber meist auf wenige begrenzt. Empfohlen wurde uns ansonsten auch das Parkhaus SABA Trieste Foro Ulpiano.


Wir lassen unser Gepäck in das gemietete Zimmer fallen und der erste Gang ist zur Eisdiele. Mit einem Gelato in der Hand geht es in die Innenstadt – trotz Karfreitag ist der Marktplatz auf der Piazza Sant’Antonio Nuovo voll mit Buden. Blumen, Proscuitto, Schokolade.
Der Canal Grande de Trieste, der vom Marktplatz bis ans Meer führt, ist trotz seines Namens nicht besonders groß, lang oder tief, erinnert aber trotzdem ein bisschen an Venedig, wenn man die drei Minuten bis zur Strandpromenade daran entlang läuft.
Wir folgen ihm bis zur Riva Tre Novembre und spazieren bis zum Opernhaus. Von dort ist es nur ein Katzensprung bis zur Piazza dell’Unità d’Italia, dem Hauptplatz von Trieste. Hier erspähen wir zum ersten Mal ein paar Touristen, genießen die italienische Sonne, die schon jede Menge Kraft hat und sehen dem Treiben im Caffè degli Specchi, einem der ältesten Kaffeehäuser hier in der Stadt mit pompöser austro-ungarischer Einrichtung. Einen Kaffee dort sparen wir uns.
Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns durch die Gassen treiben zu lassen, träge die Yachten zu beobachten, die langsam wieder seeklar gemacht werden und Aperol Spritz in kleinen, versteckten Bars zu trinken, deren Namen ich vergessen habe.
Sonnenuntergang am meer:
ein muss in trieste
Wenn ich am Meer bin, dann brauche ich einen Sonnenuntergang. Es gibt nur wenige Dinge, die mich glücklicher machen, als wenn die Sonne im Meer versinkt, wenn sie den Himmel in ein Farbenspiel aus Rosa, Orange und Rot tränkt und dann auf einmal alles in ein sanftes Pink und schlussendlich ein dunkles Blau übergeht.
Den schönsten Sonnenuntergang gibt es in Trieste ganz sicherlich auf dem Castello di San Giusto. Hier taucht die Sonne das Monumento ai caduti, die Burgmauern und die Ruinen einer alten römischen Basilika in warmes Licht, während italienische Studenten und Touristen sich die Plätze auf der alten Burgmauer teilen, um den besten Blick darauf zu erhaschen, wie die Sonne im Meer versinkt. Wir bringen Wein in Plastikflaschen mit, quatschen und sitzen noch, als die Sonne längst untergegangen ist und alle Sunset-Lover den Weg zurück in die Stadt angetreten haben.
pizza, pasta und gelato:
restaurants in trieste
Pizzeria Trattoria Al Campanon – Nachdem ich Bewertungen gelesen habe, laut denen es hier die beste Pizza der Stadt geben soll, stand fest, dass wir unser Abendessen in Trieste hier haben werden! Lässt sich ganz fabelhaft mit einem Sonnenuntergang auf dem Castello di San Giusto verbinden. Und die Pizza war tatsächlich eine der besten, die ich jemals gegessen habe, die Trattoria ganz touristenfrei und außerdem sehr günstig (Pizza für um die sieben Euro!).
Oggi Gelato – Ohne Witz: Das beste Eis, dass ich jemals gegessen habe! Und ich bin bei Eis echt wählerisch. Ich war untröstlich, dass sie am Abreisetag erst um 12 Uhr aufgemacht haben und wir so nicht noch ein zweites Mal hingehen konnten.
Lettera Viva – Ein wirklich super schönes Café, grün und voller Pflanzen und Bücher. Optisch genau mein Interior Style und dann auch noch einfach ausgezeichneter Kaffee.
Gelateria Zampolli – Auch super gutes Eis, besonders die Frutti di Bosco waren einfach unfassbar lecker!
Diese Restaurants habe ich nicht getestet, aber wegen der guten Bewertungen oder weil sie schön ausgesehen haben, hatte ich sie mir gespeichert.
Bar H – Die Snacks und Cocktails sahen gut aus, etwas abseits vom touristischen Zentrum, so etwas mag ich generell ganz gerne.
Di Napoli Masters Pizzaioli – Eine Pizzeria mit Top-Bewertungen, allerdings im Stadtzentrum und laut Google auch etwas teurer. Für ein zweites Abendessen wären wir hierher gekommen.
Bianco – Vor allem die Fotos des Tiramisu haben mich überzeugt, dieses Restaurant auf die Liste zu setzen!
Gelato Marco – Wurde auf Google mehrmals als beste Eisdiele von Trieste bezeichnet, also kann das Eis dort ja nur überzeugen.
Am nächsten Morgen gönnen wir uns noch einen Cappuccino. Es ist Ostersamstag, die Straßen sind voll mit Menschen jeden Alters. Die Italiener verbringen den Morgen mit Freunden im Café. Am Tisch neben uns eine bunt gemischte Truppe aus Jungs: Hipstser, Punks, Spießer – beste Freunde. Ich muss grinsen. Es erinnert einen an die Studienzeit, in der es ganz egal war, mit wem man rumhing, irgendwie war man doch einfach mit jedem befreundet.
Noch einmal ein Abstecher zur Gelateria Oggi, doch leider hat sie nicht geschlossen. Also setzen wir uns ins Auto und fahren weiter die Küste lang, nach Slowenien. Ich freu mich drauf, denn aus dem kleinen jugoslawischen Land kenne ich bisher nur den ausgezeichneten Wein. Die Landstraße vor uns ist leer, Zypressenbäume stehen am Horizont und ihr Anblick fühlt sich richtig nach Sommer und Urlaub an… Fortsetzung folgt.


3 comments
[…] wieder besuchen: Paris, London, Barcelona. Und Ljubljana. Erstaunt? War ich auch! Nachdem wir einen Tag in Trieste verbracht hatten, ging der Roadtrip für uns weiter nach Slowenien. Genauer gesagt nach Ljubljana, […]
[…] Ein Roadtrip von München nach Trieste […]
[…] habe ich die Adriaküste schon mehrmals besucht – in Italien, Slowenien, Istrien, Dalmatien oder Albanien. Ein Küstenstreifen, den ich ins Herz geschlossen […]