Ich glaube, als feststand, dass ich tatsächlich nach Südafrika ziehen werde, habe ich zum gleichen Teil Panik und Euphorie gefühlt. Leben im Land meiner Träume – oh, yes! Aber Auswandern – what the heck, wie soll ich das denn jemals schaffen?
Seinen Lebensmittelpunkt in ein neues Land zu verlagern, das fühlt sich an wie ein unüberwindbarer Berg. Und wie mit jeder schwierig zu überschauenden Aufgabe macht das erstmal irgendwie hilflos. Denn: Wo fange ich überhaupt an!?!?
Recherche ist Alles
Glücklicherweise gibt es im Internet gute Recherchemöglichkeiten und Informationen, die mir die erste Panik schon nehmen konnten. Denn solange ich echte Panik schiebe, ist alles, was ich tue prokrastinieren. Aber wenn ich erstmal weiß, woran ich bin und mir eine Liste meiner Aufgaben machen kann, dann geht vieles andere (fast) von alleine.
Meine Herangehensweise möchte ich jetzt gerne mal mit euch teilen – falls ihr in der gleichen Panik-Euphorie-Auswanderungs-Gefühlslage steckt.
Was brauche ich überhaupt?
Bei meiner Recherche wurde schnell klar: Vieles, das ich online lese, brauche ich überhaupt nicht. Zum Beispiel einen Container, um Möbel umzuziehen. Oder ein Auto verschiffen. Viele Informationen sind tatsächlich auf Familien mit Kindern zugeschnitten, nicht auf Young Professionals. Mir war zum Beispiel schnell klar: Die Möbel, die ich noch habe, kann entweder der Nachmieter ablösen oder sie werden gespendet.
Allerdings: Als Student oder Berufseinsteiger wird es nicht möglich sein, sich von den Verkäufen der eigenen Besitztümer Rücklagen für die Auswanderung anzusparen! Das heißt also: Die Rücklagen sollten vorher schon da sein!
Auch sonst habe ich mir die Checklisten, die ich online gefunden habe, einfach auf mich selbst zugeschnitten. Unglaublich weitergeholfen haben mir folgende Seite im Web:
Und insbesondere für Südafrika:
- Der Blog von Johnny über seine Zeit in Johannesburg
- Der Blog von Auswanderin Eva Thieme, die ebenfalls lange in Südafrika gelebt hat.
So hat sich dann mit der Zeit meine ganz eigene Checkliste entwickelt, die ich nach und nach immer mehr befüllt habe.
Zur besseren Übersicht für jeden, der selbst eine Auswanderung plant, habe ich das ganze in die Monate vor meiner Abreise (im August) gegliedert. Denn eins sollte beim Auswandern auf keinen Fall passieren: Die Sache zu überstürzen!
Auswandern für Anfänger
Goodbye
Deutschland
Etwa 1 Jahr vorher
Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, ins Ausland zu ziehen, ging es erst einmal relativ »entspannt« voran: CV updaten, Bewerbungen schreiben und so weiter.
- Jobs suchen
- Den Lebenslauf auf Englisch übersetzen
- Informieren über Visa- und Einwanderungsvorschriften
Ich habe mich speziell für Südafrika bei AKA Recruitment beworben, die jetzt zu der Personalvermittlungsagentur ABC Worldwide gehören (Stand: 2018). Die Agentur hat immer Stellen in Südafrika zur Vermittlung offen.
6-8 Monate vorher
Als die Jobsuche abgeschlossen war – und das ging bei mir relativ schnell – ging es darum, sich die Visa-Regulationen noch einmal intensiv anzusehen und die ersten Dinge für die Visumsbeantragung abzuhaken.
Das sind vor allem Arzttermine für medizinische Gutachten, für die man teilweise einige Wochen Vorlaufzeit braucht oder die Übersetzung von Zeugnissen oder das Einholen von Referenzschreiben.
- Referenzschreiben von alten Arbeitgebern oder Studienbetreuern anfordern
- Medizinische Gutachten bei Ärzten einholen (Wartezeiten für Termine beachten!)
- Übersetzungen der Zeugnisse veranlassen, wenn nötig
Neben dieser Aufgaben habe ich mich auch schon daran gemacht, meine Sachen auszusortieren und schon zu entscheiden, wovon ich mich nicht trennen kann und was ich nicht nach Südafrika mitnehmen möchte.
Außerdem wichtig: Ich habe einen Budgetplan angefertigt, der folgende Punkte beinhaltet hat:
- Wie viel wird mich der ganze Visumsprozess kosten?
- Wie viel dürfen die Flüge maximal kosten?
- Wie viel Geld habe ich für den ersten Monat bis zum ersten Gehalt zur Verfügung?
- Wie viel Geld kann ich für eventuell Hostel oder Airbnb ausgeben, bis ich eine Wohnung finde?
- Wie viel Geld erhoffe ich mir von Verkäufen von Kleidung und Möbeln?
4-6 Monate vorher
Ein halbes Jahr vorher ging es langsam ans Eingemachte. Die Planungen wurden konkreter.
Ich habe nicht nur Aufgaben in Deutschland erledigt, sondern auch begonnen, mich schon wirklich in der neuen Heimat so genau wie möglich »umzusehen«, selbst, wenn das nur online möglich war.
Beispielsweise habe ich beschlossen, wenn möglich auf einen Monat im Hostel zu verzichten und habe deshalb schon die ersten Skype-Gespräche mit eventuellen Mitbewohnern geführt. Tatsächlich habe ich es so geschafft, eine Wohnung von Deutschland aus zu finden!
In Deutschland:
- Verträge und Abonnements rechtzeitig kündigen (Telefon, Internet usw. hat oft eine Kündigungsfrist von 3 Monaten)
- Wohnung kündigen und Nachmieter suchen, der bereit wäre, Möbel abzulösen
- Fotos von Dingen machen, die ich verkaufen möchte und auf Kleiderkreisel stellen oder Flohmarkttermine raussuchen
- Kreditkarte mit kostenloser Abhebung im Ausland beantragen für die erste Zeit, bis man vor Ort ein Bankkonto hat (ich benutze DKB Cash – und nein, das ist nicht gesponsert, ich bin einfach super happy damit)
- Flug buchen
Für die neue Heimat:
- Wohnungssuche starten
- Informationen über bürokratische Aufgaben nach dem Umzug sammeln (Anmeldung, Bankkonto eröffnen, Finanzamt usw.)
1-2 Monate vorher
Die Vorfreude und die Angst steigen! Ein bis zwei Monate vor der Auswanderung wird alles dann wirklich konkret. Wenn man zum Beispiel wie ich schon bei Freunden die letzten Wochen überbrückt, weil die eigene Wohnung neu vermietet ist oder wenn die letzten Besitztümer tatsächlich verkauft werden.
To Dos:
- Auf dem Flohmarkt alles verkaufen, was nicht mitgenommen werden soll. Den Rest verkaufen
- Kopien der wichtigsten Dokumente (Pass, Visum etc.) in der Cloud speichern
- Eine Reiseversicherung fürs erste Jahr abschließen
- Alle notwendigen Impfungen beim Arzt machen lassen
1 Woche vorher
In der letzten Woche vor Abreise solltet ihr euch wirklich keinen Stress mehr machen. Alles Wichtige sollte bis jetzt geregelt sein – damit ihr die Zeit mit den Liebsten, Freunden und Familie noch genießen könnt. Denn in den letzten sieben Tagen möchte jeder sich nochmal mit euch verabreden oder ihr wollt vielleicht nochmal der Lieblingsbar oder dem Lieblingsrestaurant mit einem Essen oder Drink Goodbye sagen.
To Dos:
- Die Bank informieren, dass ihr im Ausland seid (damit die Karte nicht gesperrt wird)
- Auf dem Einwohneramt aus Deutschland abmelden
- Genug Geld auf den Account überweisen, den ihr in der ersten Zeit im Ausland nutzt
- Das Gepäck probewiegen vor dem Abflug