„Streckenlänge: 20 Kilometer, Dauer: 38 Minuten“ – so lesen sich viele Google Maps Anzeigen auf unserem Roadtrip durch Albanien. Ob eine Straße eine nagelneue Autobahn ist oder nur eine Schotterpiste mit knietiefen Schlaglöchern bleibt jedes Mal eine Überraschung.
Wir hatten 13 Tage im Herbst Zeit, um Albanien mit dem Auto zu erkunden, haben uns vorab eine grobe Route überlegt, sind aber trotzdem spontan geblieben und haben Unterkünft eimmer erst ein oder zwei Tage vorab gebucht – in der Nebensaison geht das hier noch.
Also los geht’s auf eine Rundreise durch dieses kleine Balkanland, dass noch immer ein Geheimtipp ist, in dem die Sommer lange dauern, die Menschen sich ehrlich über Touristen freuen und die Natur mit wunderbaren Vistas und sandigen Stränden aufwartet…
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Rundreise durch Albanien: Schnellüberblick
Keine Zeit, den ganzen Beitrag zu lesen?
Hier ist meine Route zum Nachfahren für 10-14 Tage in Albanien:
Tag 1-2 | Ankunft und Aufenthalt in Shkodër
Wanderung in Theth und zum Blue Eye
Bootsfahrt auf dem Komani-See
Tag 3-5 | Fahrt nach und Aufenthalt in Tirana
Stadtführung durch Tirana
Albanischer Kochkurs
Raki trinken in Komiteti Bar
Tag 6-7 | Fahrt nach Vlorë & Aufenthalt in Vlorë (mehr Beach, weniger Geschichte? Tausche Vlorë mit Dhërmi)
Speed Boat Tour zur Haxhiali-Höhle
Vlorë Walking Tour
Tag 8-10 | Fahrt & Aufenthalt in Sarandë
Sunset Boat Tour
Bester Strand: Plazhi i Pasqyrave
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🇦🇱 Albanien: Ein paar Fakten
- Das Balkanland ist nichtmal halb so groß wie Bayern und hat nicht einmal 3 Millionen Einwohner. Dennoch bietet es landschaftlich und kulturell eine riesige Vielfalt
- Etwa 57 Prozent der Albaner sind muslimisch, 17 Prozent orthodoxe oder katholische Christen
- Im ganzen Land gibt es 750.000 Bunker, die vom kommunistischen Regime um Diktator Enver Hoxha errichtet wurden, um Albanien von Invasionen von außerhalb und ihn und seine Anhänger vor Protesten innerhalb des Landes zu schützen
- Landeswährung ist der albanische Lek. Geld auf keinen Fall auf der Straße tauschen und auch beim Tausch in der Wechselstube immer nachzählen
Ist Albanien ein sicheres Reiseland?
Ich war mit meinem Mann in Albanien, hätte mich auf dieser Reise aber auch mit einer Freundin sicher gefühlt. Die Einheimischen sind unglaublich hilfsbereit, gastfreundlich und nett, einzig angestarrt wurden wir in manchen kleineren Orten – ganz offensichtlich waren wir als Touristen gut zu identifizieren. Das war manchmal unangenehm, gab mir aber kein akutes Gefühl der Unsicherheit.
Als Frau habe ich mich vor allem in Restaurants manchmal ein bisschen allein gefühlt – wir haben generell nicht viele Frauen abends in Bars oder Restaurants gesehen, aber ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mich als Touristin jemand belästigt hatte.
Generell gilt aber natürlich auch in Albanien: Taschendiebstahl in den touristischen Gebieten an der Küste oder Tirana kann vorkommen, bei einem Roadtrip lasse ich außerdem nie Wertsachen sichtbar (oder nicht sichtbar) im Auto liegen.
Autofahren in Albanien
Durch Albanien reisen geht am allerbesten mit einem Roadtrip – allerdings solltest du schon ein versierter und sicherer Fahrer sein.
Denn die Zustände der albanischen Straßen variieren stark. Zwischen den größeren Städten ist die Anbindung gut, sobald man jedoch von den Hauptverkehrsachsen abweicht, kann sich das Bild sehr schnell ändern und Teer weicht Schotterpisten und Schlaglöchern.
Hier ist am Ende Google Maps ein ganz guter Indikator – wenn eine Strecke von 20 Kilometern 40 Minuten Fahrzeit braucht, dann weiß man schon, auf welche Straßenverhältnisse man sich einstellen darf. Es ist auch ratsam, immer selbst noch einmal rein zu zoomen und die Route anzusehen, die Google Maps da vorschlägt – eventuell führt die Karte einen sonst nämlich auf eine Schotterpiste mitten im Nirgendwo.
Und auch in den Städten will das Fahren geübt sein. Denn wo der Verkehr zunimmt, haben wir schnell festgestellt, dass Straßenregeln in Albanien eher als Empfehlungen angenommen werden. Drei Spuren werden schnell mal zu fünf gemacht und Vorfahrt ist überhaupt kein Begriff. Auch Parken will geübt sein – manchmal muss man sich in ganz schön enge Lücken quetschen.
Rundreise durch Albanien: Route für 10-14 Tage zum Nachfahren
Das ist eine gekürzte Reisevariante, die entsprechend verlängert werden kann. Wir haben in Nordalbanien nur Shkodra besucht, da wir von Bosnien und Herzegowina aus mit dem Auto gekommen sind und waren nicht in Theth oder dem Valbonatal.
Wenn du die albanischen Berge bereisen möchtest, dann kannst du natürlich mehr Zeit im Norden verbringen. Willst du Strandurlaub machen, dann kannst du deine Zeit an der albanischen Riviera entsprechend verlängern.
Wie bei jedem Roadtrip gilt: Es gibt nicht die eine perfekte Route und Art, ein Land zu erkunden, sondern immer Anpassungen nach deinen ganz persönlichen Vorlieben.
Damit der Artikel nicht epische Ausmaße annimmt, habe ich die Beschreibung der einzelnen Etappen gekürzt und auf zwei Blogbeiträge aufgeteilt, du kannst aber unsere exakte Route mit allen Unterkünften, Restaurants und Aktivitäten hier noch einmal ganz übersichtlich auf einer Karte anschauen.
Tag 1-2 | Ankunft und Aufenthalt in Shkodër
Tag 3 | Fahrt nach Tirana
Tag 4-5 | Aufenthalt in Tirana
Tag 6 | Fahrt nach Vlorë
Tag 7 | Aufenthalt in Vlorë
Tag 8 | Fahrt nach Sarandë
Tag 9-10 | Aufenthalt in Sarandë
Tag 11 | Fahrt nach Berat über Gjirokastër
Tag 12 | Rückfahrt nach Shkodër/Tirana
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Aufenthalt in Shkodër
Unser Roadtrip durch Albanien beginnt ganz im Norden, nur 45 Minuten entfernt von der montenegrinischen Grenze, in Shkodra. Schon 2.400 Jahre alt ist die Stadt, die heute aber noch sehr unter ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage leidet.
Wir kommen am späten Nachmittag an und fahren durch trostlose kommunistische Wohnblöcke Richtung Stadtzentrum – nur wenige Straßen, die sich aber mit einem fast italienischen Charme präsentieren. Vorbei an der Ebu Bekr Moschee spazieren wir mit zahlreichen Albanern in den kühler werdenden Abend und nehmen so, ohne es zu wissen, an unserem ersten Xhiro teil. Fahrräder und Roller sausen vorbei, die Polizei regelt den Verkehr.
Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit, um zur Festung Rozafa zu spazieren, die noch aus der Zeit der Illyrer über der Stadt thront. Schon wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt übermannt uns der Müll, Menschen die in Tonne wühlen und die Wellblechhütten, die hinter einem Supermarkt erbaut wurden. Der Ausblick von der Burgruine entschädigt uns für den Eindruck.
Hier meine ganz ehrliche Meinung: Das letzte Mal würde ich eher nur nach Shkodër kommen, wenn ich plane, in die albanischen Alpen weiterzureisen.
Restaurants & Unterkünfte in Shkodër
- Restorant Sofra | Günstiges und gutes, traditionell albanisches Essen
- Vila Bekteshi | Ebenfalls sehr gut albanisch, etwas gehobener
- Bed Station | Hostel mit schöner Hinterhof-Bar, in der wir noch auf ein paar Drinks gegangen sind
- The Wanderers Hostel | Meine Empfehlung für eine Unterkunft. Wir hatten ein Doppelzimmer mit privatem Bad. Mehr Unterkünfte in Shkodër findest du hier.
Aufenthalt in Tirana
The English Hostel ist nur rund drei Minuten Fußweg von der Namazgjah Moschee entfernt, die einmal die größte Moschee auf dem Balkan werden soll – allerdings wird schon seit 2015 daran gebaut, viel zu sehen oder fotografieren gibt es über die Bauzäune hinweg noch nicht. Wir spazieren also weiter zum neuen Basar, Pazari i Ri – einer Markthalle in der frisches Obst und Gemüse verkauft wird. Hell und freundlich erscheint sie, im Vergleich zu den heruntergekommenen Gebäuden der Hauptstadt, die mit einem Chaos aus Stromkabeln vernetzt werden.
Unser nächster Stop ist der Skënderbej Platz, der ist natürlich ein Must See, aber interessanter ist wohl das Bunk’Art 2 Museum, das eine Menge über die Geschichte Albaniens, die Diktatur und die Sigurimi, die albanische Stasi, verrät. Die Stimmung ist danach etwas gedrückt, also wird es Zeit für einen kleinen Pick-Me-Up. Auch eine Stadtführung durch Tirana ist eine gute Möglichkeit, um einen tieferen Einblick in die Geschichte Albaniens zu bekommen.
Ein Stamperl Schnaps anyone? Wir ziehen weiter zur Bar Komiteti, eine Empfehlung unsere Hosts – das Museums-Café hat sich auf Raki, den Schnaps des Balkans spezialisiert und bietet sogar ein Tasting an. Wir beschränken uns aber darauf, den Honig- und den Chili-Schnaps zu probieren, immerhin haben wir noch eine Reservierung zum Abendessen einzuhalten!
Vorbei an der Pyramide von Tirana und über den Mutter-Theresa-Platz, der um die frühen Abendstunden voll mit Jugendlichen ist, geht es zum Abendessen im Mullixhiu, typisch albanische Küche erwartet uns. Du willst lieber selbst Hand anlegen? Wie wäre es dann mit einem albanischen Kochkurs?
Wir beenden unseren Tag in Tirana mit einem Absacker im Blloku, dem neuen In-Viertel von Tirana. Hier gilt es, zu sehen und gesehen zu werden – zahlreiche Bars und Restaurants reihen sich aneinander, der Villa des ehemaligen Diktators schenkt niemand Beachtung, nur wir versuchen einen Blick in die dunklen Fenster zu erhaschen, während an uns Mercedes-Benz vorbeifahren, aus denen laute Bässe wummern.
Restaurants & Bars in Tirana
- Blloku | der beste Spot für Bars und Restaurants in Tirana ist generell das Viertel Blloku, ein alter kommunistischer Block, in dem sich nach und nach Bars und Restaurants angesiedelt haben. Heute ist es der Stadtteil Tiranas, in dem sich das Nachtleben und das typisch balkanische „sehen und gesehen werden“ abspielt. Wir sind einfach rum spaziert, bis wir einen tollen Spot entdeckt haben.
- Komiteti | das Museums-Café hat sich auf Raki spezialisiert und bietet sogar Tastings an. Die kommunistische Einrichtung mit Vintage-Stücken aus dieser Zeit trägt zusätzlich zur Atmosphäre bei
- Ceren Ismet Shehu | etwas außerhalb von Tirana, aber es ist die Fahrt so wert! Es gibt keine Karte, serviert werden typisch albanische Vorspeisen, gefolgt von entweder Kalb, Ziege oder Lamm als Fleischgang. Optionen für Vegetarier sind vorhanden
- Kino | die Bar für unseren Absacker. Gute Cocktails und ein hübscher Garten. Rund herum gibt es aber noch zahlreiche andere schöne Bars
Ein paar Worte über Albaniens Müll-Problem
Während unserer Reise haben wir nicht nur wiederholt Albaner gesehen, die ihren Müll einfach aus dem Auto auf die Straße geworfen haben oder auch in der Stadt leere Zigarettenschachteln, Wasserflaschen oder ähnliches einfach achtlos hinter sich geschmissen haben. Und nicht nur das, auch ist uns sofort aufgefallen: Überall liegt Müll! Und zwar wirklich überall.
Am Strand zwei Meter neben den Liegestühlen, in einer weniger belebten Gasse in der Innenstadt oder im Park – die Albaner haben keinerlei Müll- oder Umweltbewusstsein. Das ist aber nicht direkt ihre Schuld, sondern mehreren Faktoren geschuldet. Einer davon ist sicherlich die fehlende Schaffung eines Umweltbewusstseins durch Bildung. Auf der anderen Seite wurde das Land, als es sich im Jahr 1991 nach fast 50-jähriger Abschottung öffnete, aber auch von einer Müllflut überschwemmt: Plastik, Einmalprodukte, moderne Verpackungen… Gleichzeitig verfügt Albanien über eine sehr rudimentäre Müllentsorgung – ich habe gehört, dass viele Albaner sich regelrecht gezwungen sehen, ihren Hausmüll in irgendwelchen Gräben zu entsorgen, weil die Infrastruktur für Müllverwertung nicht gegeben ist; und von Recycling sprechen wir hier gar nicht erst.
Es ist wirklich schade, dass das Land so im Müll versinkt – der Gestank, die wild wuchernden Mülldeponien, die Müllberge überall und natürlich auch der Abfall, der unkontrolliert verbrannt wird, verpassen einem Roadtrip in Albanien wirklich einen Dämpfer. Es bleibt zu hoffen, dass die Albaner bald den Wert von Umweltschutz erkennen und sich dieses Problems annehmen – immerhin scheinen langsam auch Stimmen in der Bevölkerung laut zu werden, den Menschen reicht es.
Aufenthalt in Vlorë
Vlorë ist die drittgrößte Stadt Albaniens und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Eine Weile war sie sogar die Hauptstadt des Landes und ist deshalb für jeden, der sich für die Geschichte des Landes interessiert, ein Must-Stop.
Dennoch konnte wir Vlorë nicht viel abgewinnen. Das Stadtzentrum, das aus kaum mehr als zwei Straßen besteht, konnte uns nicht über all den Müll und die Verwahrlosung hinwegtrösten, die wir in jeder Straße dort bemerkt haben. Die Strände waren verschmutzt und wurden unliebsam behandelt.
Ich habe aber gehört, dass die Altstadt inzwischen besser saniert ist, also würde ich dir empfehlen, Vlorë nicht ganz kategorisch auszuschließen. Falls du aber auf der Suche nach guten Stränden bist, dann lohnt es sich vielleicht eher, in Dhërmi unterzukommen.
Hier ein paar Sehenswürdigkeiten, die du in Vlorë nicht verpassen solltest:
- Das Unabhängigkeitsmonument im Stadtzentrum
- Die Muradie-Moschee aus dem 16. Jahrhundert
- Das Nationalmuseum der albanischen Unabhängigkeit
- Die archäologische Stätte der Kanina-Festung
- Das St-Marien-Kloster
Wir hatten in Vlorë eine Privatunterkunft, die ich nicht weiterempfehlen würde. Gute Bewertungen haben aber beispielsweise Jimi Apartments oder das Palm Suites Apart-Hotel.
Restaurants & Bars in Vlorë
- Galerie Art Café | Eine Gallerie, die gleichzeitig ein Museum ist. Mit Kunstwerken lokaler Künstler
- Pizzeri Bar Restorant „Anchor“ | Wir hatten hier einen Prosecco mit Blick auf den Strand, haben aber nicht gegessen
- Novus | Traditionelle albanische Küche in Kantinen-Setting
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Albanische Riviera: Die besten Strände zwischen Vlorë und Sarandë
Vlorë hat uns vielleicht persönlich nicht so gut gefallen, aber: Die Stadt ist das Tor zur albanischen Riviera!
Und die Uferstraße zwischen Vlorë und Sarandë ist wirklich traumhaft: Mit unglaublichen Ausblicken auf die Berge und das Meer, Olivenhainen am Straßenrand und mediterranem Feel. Wir haben uns einen ganzen Tag für die Fahrt Zeit genommen.
Diese Strände haben uns am besten gefallen:
- Jala Beach | ein schöner und sauberer Beach mit kristallklarem, seichtem Wasser und einigen Beach Bars.
- Borsh Beach | ein etwas exklusiverer Beach, hier kann man nicht einfach sein Handtuch ausbreiten, sondern es ist besser einen Liegestuhl zu mieten. Dafür picobello sauber
- Kico Meniko Restaurant und Beach | kein wirklicher Strand, aber hier kann man schwimmen, während man auf das Mittagessen wartet: Frischen Fisch und Shrimps. Etwas schwierig zu erreichen und am besten beim letzten bewohnten Haus auf der Strecke das Auto stehen lassen und die letzten 5 Minuten laufen
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