FROM BOSNIA WITH LOVE #2 – Mein neuer Nachname

by Kathi Daniela

Ich heiße jetzt also seit fast einem Jahr Numić. Ein Name, der mir am Anfang so einige Probleme bereitet hat. Nein, ich meine gar nicht, dass mir irgendwelche unangenehmen Dinge passiert sind wie Verwechslungen, dass mich jemand für einen Ausländer hält oder irgendwie doof behandelt. Nein, die Probleme sind ganz praktischer Natur.

Also erst einmal ist da die Aussprache. Numić spricht man nämlich mit einem langen »U« aus, so wie bei Uhu. Also das erste U, nicht das zweite. Wenn man seinen eigenen Nachnamen also erstmal ein paar Wochen falsch ausspricht, bis man darauf hingewiesen wird, dass es anders heißt, ist das schon irgendwie peinlich.

Aber ich meine, das ist nichts, woran man sich nicht mit der Zeit gewöhnt. Schließlich ist auch der Name meines Mannes – Nermin – ein Name, der eigentlich prädestiniert dafür ist, von einem Deutschen folgendermaßen ausgesprochen zu werden: Neamin. Ganz und gar r-frei und damit ganz und gar inkorrekt, denn:

Wer sich schon irgendwie einmal mit slawischen Sprachen beschäftigt hat, der weiß, dass sie ihre R’s lieben.

Ich arbeite also wieder an dem fränkischen R, dass ich mir gut abtrainiert habe und störe mich auch nicht daran, dass ich in Bosnien durch die Bank Katti heiße, was sich für mich irgendwie anhört, wie etwas, das aus dem Maschinengewehr herausgeschossen wird – aber ich will hier keine schlechten Vorurteile über Sprachen mit russischer Klangfärbung bestätigen.

und dann die Schreibschwierigkeiten...

Es ist ja nicht genug, einen neuen Nachnamen zu haben, nachdem man den alten 28 Jahre lang mit sich herumgetragen hat. Da ist das umgewöhnen etwas schwieriger, als nur eine neue Jahreszahl in den Briefkopf zu setzen. Aber nein, jetzt habe ich auch einen hübschen Namen, mit einem Accent, das ich irgendwie immer auf den falschen Buchstaben setzen möchte. 

Nachdem ich Spanisch und Italienisch gelernt habe und Französisch sprechen kann, macht mir das Accent einfach auf dem I ein bisschen mehr Sinn, als auf dem C. Dass ich meinen Namen deshalb bei der Beantragung von meinem neuen Reisepass eigentlich falsch geschrieben habe, aber man das wegen des langen Accents gar nicht so genau sehen kann – verfolgt mich jetzt nur 10 Jahre.

Es kann schon mal sein, dass deine Freunde dich Glatze oder Klops nennen – ganz liebevoll natürlich...

Aber es wäre ja langweilig, einfach nur einen neuen Nachnamen zu bekommen und damit alle Herausforderungen besiegt zu haben. In Bosnien sind nicht nur die Nachnamen schwer auszusprechen, generell gibt es eine Kultur der Spitznamengebung, die mit unserer nur schwer mithalten kann. Da wird aus Michaela nicht einfach Micha und Franz Schmitt ist nicht nur Schmitti. 

Nein, die bosnischen Spitznamen sind weitaus kreativer und beziehen sich mit Vorlieben auf Eigenschaften oder Äußerlichkeiten der jeweiligen Person. Heißt? Es kann schon locker mal sein, dass deine Freunde dich Glatze oder Klops nennen – ganz liebevoll natürlich. 

Für mich stellt sich dabei die Herausforderung, sämtliche Namen samt Spitznamen zu lernen. Das ist nicht nur hilfreich, um Facebook-Freundschaftsanfragen zuordnen zu können, sondern war auch notwendig, um die Platzkärtchen auf der Hochzeit richtig zu beschriften. Denn Glatze will dann doch keiner da stehen haben. 

Ich habe also nicht nur hundert verschiedene Freunde, Verwandte, Bekannte und deren Frauen und Cousins und Kinder kennen gelernt, sondern gleichzeitig rund hunderfünfzig Namen versucht, in meinem überforderten Gedächtnis abzuspeichern. Needless to say, dass ich jetzt noch daran arbeite. 

Immerhin: Mir hat man noch keinen Spitznamen gegeben. Ich bin einfach die Deutsche. Und das kann selbst ich mir merken!

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